Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (1)

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Physiologische Function der Centraltheile. 
gungen, einen gewissen Grad von Bewusstsein voranssetzen lassen. Aber 
in dieser Form ist die Frage offenbar falsch gestellt. Dass die Einrich¬ 
tungen des Centralorgans, ähnlich denjenigen einer mit umfassenden Selbst¬ 
regulirungen versehenen Maschine, zweckmäßige Erfolge mit mechanischer 
Nothwendigkeit herbeiführen, daran kann, namentlich angesichts der in 
hohem Grade zweckmäßigen und dennoch auf bestimmten mechanischen 
Bedingungen beruhenden Beschaffenheit der Oblongatareflexe, nicht wohl 
gezweifelt werden. Es fragt sich nur, ob diese Erfolge gleichzeitig 
eine psychische Seite besitzen, also in der Form von Vorstellungem dem 
Bewusstsein gegeben sind. Da wir uns hier nur mit den körperlichen 
Grundlagen des Seelenlebens zu beschäftigen haben, so werden wir auf 
diese psychologische Frage erst an einer späteren Stelle eingehen können1). 
2. Auto m a ti s ch e F11 n c t i on e n. 
Mehrere unter den motorischen Gebieten, welche aus Anlass eines 
Reflexes in Function treten können, empfangen gleichzeitig Impulse, die 
unmittelbar von ihren Centralpunkten ausgehen. Alle solche Erregungen, 
welche den Nervencentren nicht von außen mitgetheilt sind, sondern in 
ihnen selbst entspringen, pflegt man automatische Erregungen zu 
nennen. JNicht nur Muskelbewegungen, sondern auch Empfindungen und 
Hemmungen bestimmter Bewegungen können auf diese Weise entstehen. 
Nicht immer aber ist es leicht die automatische Reizung von solchen Er¬ 
regungen zu unterscheiden, die aus äußeren Reizen hervorgehen oder 
wenigstens dem erregten Centrum von außen, z. B. von irgend einem 
andern Punkt des Centralorgans, mitgetheilt sind. Auf alle unsere Sinne 
wirken fortwährend schwache Reize ein, welche zum Theil in den Struc- 
turVerhältnissen der Sinnesorgane selbst ihren Grund haben. Diese schwa¬ 
chen Erregungen, wie sie z. B. durch den Druck bewirkt werden, unter 
dem die Netzhaut im Auge, die schallpercipirenden Membranen im Gehör¬ 
labyrinth stehen, sind natürlich für die empfindenden Nervencentren durch¬ 
aus den äußeren Erregungen äquivalent. Sondern wir nun derartige 
Fälle ab, so scheint bei allen automatischen Erregungen die nämliche oder 
doch eine ähnliche Form innerer Reizung zu bestehen, indem überall 
bestimmte Zustände oder Veränderungen des Blutes denselben zu 
Grunde liegen. 
Unter dem Einfluss automatischer Erregungen von Seiten des Rücken¬ 
marks scheinen vor allem die Muskeln gewisser Organe des Ernährungs- 
apparates zu stehen: so die Ringmuskeln der Blutgefäße, deren Lumen 
F Vgl. im vierten Abschnitt die Untersuchung über das Bewusstsein.
	        
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