Leitungssysteme der Hirnschenkel und Hirnganglien.
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die Brücke noch durchsetzt von den Wurzelbündeln einiger höher oben
entspringender Hirnnerven, deren
Ursprungskerne theils auf dem
grauen Boden des obersten Theils
der Rautengrube, theils in der Nähe
der den Centralcanal fortsetzenden
Sylvischen Wasserleitung gelegen
sind1).
In Folge seiner Zerklüftung
durch graue Substanz und durch
die Querfasern der Brückenarme
zerfällt der Hirnschenkel in jene
zwei Abtheilungen, weicheschon
die gröbere Zerlegung des Gehirns
unterscheidet: den Fuß und die
Haube, von welcher letzteren als
eine nach der Richtung ihres Ver¬
laufs ihr zugehörige, im übrigen
aber deutlich geschiedene Abthei¬
lung die Schleife sich sondert.
Zwar stellt keine dieser Abthei¬
lungen eine vollständige functioneile
Einheit dar; vielmehr sind nament¬
lich in ihnen sehr verschiedenartige
Leitungsbahnen zusammengefasst ;
immerhin scheint dieser Zweithei¬
lung des Hirnschenkels eine erste,
freilich noch rohe Sonderung der
zahlreichen Leitungssysteme, welche
der Hirnschenkel in sich fasst, zu
entsprechen. So wird der untere
Theil oder Fuß (p—p Fig. 60) vor¬
wiegend durch die Fortsetzungen der
Pyramiden, der Yorderstrangreste
und der Brückenarme gebildet. Nur
1) Diese Nerven, deren Ursprungsge¬
biet der Brücke angehört, sind Faciaïis,
Abducens und mittlere Wurzel des Quin-
Fig. 60. Querschnitt durch die menschliche
Brücke in der Höhe der Trochleariswurzel,
nach Stilling. M Oberes Marksegel. T
Trochleariswurzel. S Sylvische Wasserlei¬
tung. 5 Ursprungszellen des fünften Hirn¬
nerven in dem grauen Boden der Wasser¬
leitung. h.1, v, vr, sl Fortsetzungen der
Vorderstränge, hl hinteres Längsbündel.
v mittlere Vorderstrangreste zu beiden
Seiten der Raphe, v' Vordere an die
Schleife grenzende Vorderstrangreste, sl
Schleife, Fortsetzung der die Oliven um¬
gebenden Vorderstrangabtheilungen (Hül¬
senstränge). sl' Uebergang der Schleifen¬
fasern in das Dach der Sylvischen Wasser¬
leitung. s Seitenstrangreste und netzför¬
mig durchbrochene Substanz, g gelatinöse
Substanz und Fortsetzungen der Hinter¬
stränge. ha obere Kleinhirnstiele (Binde¬
arme). R Raphe, b oberflächliche, b' mitt¬
lere und b" tiefe Querfasern der Brücke.
p bispf Fortsetzungen der Pyramidenstränge,
vermischt mit grauer Substanz und den
aus der letzteren hervorgehenden aufstei¬
genden Fortsetzungen der Brückenarme oder
mittleren Kleinhirnstiele. Die aufsteigenden
Fasern p bis p' bilden den Hirnschenkel¬
fuß, vf bis hl die Hirnschenkelhaube.
tus. Der Trochlearis entspringt mit dem
Oculomotorius erst nach vorn von der Brücke, seine Fasern wenden sich aber nach
rückwärts und durchkreuzen in der Höhe der Brücke das Dach der Sylvischen Wasser¬
leitung (Fig. 60 T).
Wundt, Grundzüge. 3. Aull.
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