Volltext: Die Zeitdauer einfachster psychischer Vorgänge

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J. y. Keies und F. Auebbach: 
Ein für die Versuche wichtiger Umstand besteht darin, dass der 
Beobachtende immer kurze Zeit, ehe er den Beiz gab, „Jetzt!“ sagte. 
Dadurch wurde der Beagirende in den Stand gesetzt, seine Aufmerksam¬ 
keit in höherem Grade zu concentriren. Die Wahl dieser Methode, „des 
Avertissements“ ist keineswegs unwichtig; es sei daher gestattet, diesem 
Punkte einige Worte zu widmen. Die Zeit der Beaction ist, wie man 
sich sehr leicht überzeugt, von dem psychischen Zustande, in welchem 
der Beagirende vom Beiz getroffen wird, nicht unerheblich abhängig. 
Es würde also darauf ankommen, diesen Zustand im Momente aller Ver¬ 
suche möglichst denselben sein zu lassen. Am einfachsten scheint es 
nun, müsste das dadurch zu erreichen sein, dass der Beagirende sich 
andauernd bemühte, seine Aufmerksamkeit möglichst anzuspannen. Es 
zeigt sich aber, dass dies keineswegs zum Ziele führt. Wenn man ohne 
Avertissement die Beize in unregelmässigen Pausen auf einander folgen 
lässt, so wird stets der Beagirende bald gut, bald schlecht vorbereitet 
getroffen, und man erhält wenig übereinstimmende Zahlen. Es ist eben, 
unmöglich, die Aufmerksamkeit fortwährend im nöthigen Maasse con- 
centrirt zu halten ; sie schwankt beständig. Man kommt daher mit Noth- 
wendigkeit darauf, die Beize in annähernd regelmässiger Periode auf¬ 
einander folgen zu lassen. Durch die Auffassung der Periode ist der 
Beagirende in den Stand gesetzt, sobald er weiss „jetzt muss der Beiz 
sehr bald kommen“, die Aufmerksamkeit auf’s Höchste anzustrengen. 
Die Versuche mit Avertissement stehen nun aber denjenigen mit perio¬ 
dischen Beizen principiell vollkommen gleich. In beiden Fällen weiss 
der Beagirende annähernd, aber nicht genau, vorher, wann er den Beiz 
zu erwarten hat. Für den Beobachtenden aber hat die Methode deS' 
Avertissements den grossen Vortheil, dass er nicht an die Periode ge¬ 
bunden ist, was die passendê Anordnung der Einzelversuche auf der 
Peripherie der Trommel sehr erleichtert. Vor zwei Fehlerquellen aber 
hat man sich hierbei zu hüten; beide wirken in demselben Sinne, indem 
sie den Beagirenden veranlassen, zu früh, „voreilig“, zu reagiren. Die 
eine besteht darin, dass man die Pause zwischen Avertissement und Beiz 
zu kurz macht. Dadurch wird der Beagirende unruhig und reagirt zu 
früh. Die andere Fehlerquelle ist eine zu genaue Constanz der Zeit 
zwischen „Jetzt“ und Beiz. Wenn diese Zeit vollkommen constant ist, 
so nähern sich die Versuche gewissermaassen denjenigen, bei welchen 
man den Eintritt eines Ereignisses signalisirt, welches man, so zu sagen, 
herankommen sieht, so dass man den Zeitpunkt des Eintretens vorher 
ziemlich genau schätzen kann (wie z. B. den Durchgang eines Sterns 
durch das Fadenkreuz des Fernrohrs). In diesem Falle sind die Ver¬ 
hältnisse ganz andere; die Beactionszeit wird dann immer verkürzt, und
	        
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