Volltext: Adam Smith‘s Moralphilosophie (6)

Adam Smith’s Moralphilosophie. 
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Trugschluss, dem Mandeville verfallen sei, liege darin, dass er 
alles, was nur in seiner Ausartung lasterhaft werden kann, über¬ 
haupt als lasterhaft hinstelle. Dann sei es freilich ein Leichtes, 
allen Geschmack und Verfeinerung, Kunst, Luxus etc. als etwas 
Lasterhaftes zu brandmarken. — 
Die Systeme, welche das Billigungsprincip untersuchen, gehören 
alle erst der neueren Zeit an. Sie lassen sich eintheilen in Vernunft-, 
Egoismus- und Gefühlsprincipe. 
DenVertretern des Egoismusstandpunktes, namentlich Hohbes, 
wirft er vor, dass sie trotz ihrer gegentheiligen Behauptungen auf 
das Princip der Sympathie schon dunkel hingedeutet hätten; diese 
aber könne nie als selbstisches Princip aufgefasst werden. Der 
Vernunftstandpunkt setzt das Moralische entweder, wie Hobbes, 
in die Uebereinstimmung mit einem Gesetz, oder, wie die Intui- 
tionisten, mit einer intuitiven Vernunftwahrheit. Smith gibt, wie 
wir bei Gelegenheit des dritten Theiles gesehen, die Betheiligung 
der Vernunft ohne weiteres zu; er leugnet nur, dass die ersten 
unmittelbaren Wahrnehmungen von der Vernunft gemacht werden 
könnten. 
Zu den Gefühlsmoralisten rechnet er vor allem Hutcheson, 
Hume und sich selber. Die Ablehnung eines specifisch »moralischen 
Sinnes«, wie ihn Hutcheson angenommen hatte, gründet er besonders 
auf die Thatsache der qualitativen Verschiedenheit der einzelnen Bil¬ 
ligungsgefühle untereinander, welche nicht möglich wäre, wenn ein 
bestimmter moralischer Sinn auf die verschiedenen Affecte und 
Handlungen mit Billigung — resp. Missbilligung — reagirte. 
Nimmt man dagegen die Sympathie als Princip und die Differenz 
zwischen Original- und Sympathieaffect als Urtheilsmaß, so stimmt 
das vortrefflich mit jener Thatsache des verschiedenen Charakters 
der einzelnen Billigungs- und Missbilligungsgefühle zusammen. 
Man wird bemerken, dass hier noch zum Schluss eine Begriffs¬ 
bestimmung von der Sympathie gegeben wird, wie sie bis jetzt 
noch nicht in der Theorie vorgekommen ist. Die qualitative Ver¬ 
schiedenheit, von der oben unter Nr. 1 die Rede war, bezog sich 
auf den Unterschied von Original- und Sympathieaffect; hier wird 
aber die qualitative Verschiedenheit der einzelnen sympathetischen 
Vorgänge von einander hervorgehoben. Hieraus lassen sich nun
	        
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