Adam Smith’s Moralphilosophie.
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Trugschluss, dem Mandeville verfallen sei, liege darin, dass er
alles, was nur in seiner Ausartung lasterhaft werden kann, über¬
haupt als lasterhaft hinstelle. Dann sei es freilich ein Leichtes,
allen Geschmack und Verfeinerung, Kunst, Luxus etc. als etwas
Lasterhaftes zu brandmarken. —
Die Systeme, welche das Billigungsprincip untersuchen, gehören
alle erst der neueren Zeit an. Sie lassen sich eintheilen in Vernunft-,
Egoismus- und Gefühlsprincipe.
DenVertretern des Egoismusstandpunktes, namentlich Hohbes,
wirft er vor, dass sie trotz ihrer gegentheiligen Behauptungen auf
das Princip der Sympathie schon dunkel hingedeutet hätten; diese
aber könne nie als selbstisches Princip aufgefasst werden. Der
Vernunftstandpunkt setzt das Moralische entweder, wie Hobbes,
in die Uebereinstimmung mit einem Gesetz, oder, wie die Intui-
tionisten, mit einer intuitiven Vernunftwahrheit. Smith gibt, wie
wir bei Gelegenheit des dritten Theiles gesehen, die Betheiligung
der Vernunft ohne weiteres zu; er leugnet nur, dass die ersten
unmittelbaren Wahrnehmungen von der Vernunft gemacht werden
könnten.
Zu den Gefühlsmoralisten rechnet er vor allem Hutcheson,
Hume und sich selber. Die Ablehnung eines specifisch »moralischen
Sinnes«, wie ihn Hutcheson angenommen hatte, gründet er besonders
auf die Thatsache der qualitativen Verschiedenheit der einzelnen Bil¬
ligungsgefühle untereinander, welche nicht möglich wäre, wenn ein
bestimmter moralischer Sinn auf die verschiedenen Affecte und
Handlungen mit Billigung — resp. Missbilligung — reagirte.
Nimmt man dagegen die Sympathie als Princip und die Differenz
zwischen Original- und Sympathieaffect als Urtheilsmaß, so stimmt
das vortrefflich mit jener Thatsache des verschiedenen Charakters
der einzelnen Billigungs- und Missbilligungsgefühle zusammen.
Man wird bemerken, dass hier noch zum Schluss eine Begriffs¬
bestimmung von der Sympathie gegeben wird, wie sie bis jetzt
noch nicht in der Theorie vorgekommen ist. Die qualitative Ver¬
schiedenheit, von der oben unter Nr. 1 die Rede war, bezog sich
auf den Unterschied von Original- und Sympathieaffect; hier wird
aber die qualitative Verschiedenheit der einzelnen sympathetischen
Vorgänge von einander hervorgehoben. Hieraus lassen sich nun