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Johannes Schubert.
Von. großer Feinheit ist es, was er über den Unterschied
zwischen den sittlichen Werthanschauungen civilisirter und bar¬
barischer Völker sagt: Bei ersteren gelten mehr die verfeinerten,
weicheren Regungen der Humanität, des Wohlwollens, bei letzteren
mehr die heroischen der Selbstbeherrschung und Standhaftigkeit,
welche sie zum Ertragen von Gefahren, Mühsalen und Martern be¬
fähigen, bei deren Erzählung schon dem verweichlichten Europäer
die Haut schaudert.
Den gleichen Gedanken hat übrigens John Stuart Mill in
seinem interessanten Aufsatz »Ueber die Civilisation« genauer aus¬
geführt und zu beachtenswerthen modern-ethischen Betrachtungen
und Forderungen verwerthet; es ist nicht unmöglich, dass er den
kurz skizzirten Betrachtungen Smith’s die Anregung dazu ver¬
dankt.
5.
In dem letzten Theile seines Werkes gibt Smith eine Classi¬
fication und Kritik hervorragender fremder Moralsysteme. Er theilt
dieselben nach der Behandlung zweier Hauptgebiete ethischer
Untersuchung ein: in solche, die den Charaktgr„.des Sittlichen zu
bestimmen suchen, und in solche, die dasjenige Princip unserer
Organisation aufzufinden bemüht sind, welches uns zur sittlichen
Billigung veranlasst.
Mit der ersten Frage haben sich vor allen Dingen die Alten
beschäftigt; wir haben gesehen, wie Smith in einzelnen praktischen
Fragen sich mit Vorliebe an die Stoiker anschloss.
Die Definitionen einiger neuerer Philosophen (wie Cud worth,
More, Hutcheson), welche die Sittlichkeit mit dem Wohlwollen
identificiren, findet er zu eng; sie umspannen nur die humanen,
nicht die heroischen Regungen.
Eine eingehendere Betrachtung widmet er dem System Man-
deville’s. Die Ausführungen dieses cynischen Skeptikers, welcher
jede »sogenannte« sittliche Erscheinung in eine conventionelle Lüge,
in Eitelkeit oder noch kleinlichere Motive aufzulösen sucht, scheinen
ihn lebhaft interessirt zu haben. Er glaubt, dass ein System,
welches so viel Staub aufwirbeln, so viele Menschen habe täuschen
können, einen Kern von Wahrheit in sich haben müsse. Aber der