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Johannes Schubert.
ihm sonst zur Erreichung dieses Zwecks ein zuverlässigeres Organ
mitgegehen als die Vernunft, etwa einen Instinct, wie ihn die
Thiere haben. Wir haben gesehen, dass Smith als vorurteils¬
freier Empiriker einen solchen Instinct ohne weiteres annimmt,
während Kant daran durch jenen Vemunftstolz gehindert wird,
der die höchste specifisch menschliche Erscheinung auch der Wir¬
kung keines anderen Organs zuzuschreiben vermag, als desjenigen,
durch welches der Mensch sein charakteristisches Unterscheidungs¬
merkmal von den Thieren erhält — der Vernunft. Nun haben
wir aus Hume’s treffenden Bemerkungen gesehen, was es mit dem
Begriff der Vernunft in der Moral eigentlich auf sich hat ; es kann
uns also heute nicht weiter schwer fallen, eine Hypothese abzu¬
lehnen, die ein wenn auch noch so erhabenes subjectiv-psycholo-
gisches Postulat im Widerspruch mit der Erfahrung zu befriedigen
sucht, und dafür einer solchen unsere Anerkennung zu Theil werden
zu lassen, welche wie die Smith’sehe danach strebt, alle That-
sachen des speciellen Erfahrungsgebietes in einen möglichst wider¬
spruchslosen Zusammenhang zu bringen. Noch einen Vorzug hat
eine solche Theorie vor derjenigen Kant’s: sie verhindert die Ver¬
suche, das Sittliche als etwas hinzustellen, das eventuell über¬
wunden werden müsse — Versuche, welche ganz erklärlich und
recht wohl durchführbar sind, wenn man die Kant’sehe Definition
als die einzig richtige und mögliche gelten lässt.
Kehren wir indessen von unserem Vergleich, der ein Thema
für sich bilden würde, und der jedenfalls anders als derjenige
Oncken’s ausfallen müsste, zur Smith’schen Theorie zurück.
Es ist begreiflich, dass bei der Untersuchung der Tendenz der
Affecte einem Beobachter wie Smith ein Umstand nicht entgehen
konnte, der vielen Moralphilosophen Schwierigkeiten gemacht hat,
nämlich die Thatsache, dass, obwohl theoretisch sicherlich nur der
Gesinnung, d. h. der guten oder schlechten Absicht Loh und Tadel
gebührt, dennoch im praktischen Leben die wirklichen Folgen einer
Handlung das Hauptmaß der Beurtheilung abgeben.
Und allerdings decken sich Absicht einer Handlung und that-
sächliche Folgen derselben im wirklichen Lehen noch viel weniger,
als es Smith selber zugesteht. Sowohl nach Seiten des Verdienstes
als des Missverdienstes schießen die Handlungen unendlich oft über