Volltext: Adam Smith‘s Moralphilosophie (6)

Adam Smith’s Moralphilosophie. 
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selben zu entziehen1); Jo dl räumt ihm in seiner werthvollen »Ge- 
schichte der Ethik« einen nicht unbeträchtlichen Raum ein; doch 
ist die Darstellung nicht erschöpfend, auch legt sie nicht das voll¬ 
ständige logische Gerippe der Theorie hlos, sondern begnügt sich 
damit, die besonders hervorragenden Punkte in geistvoller Beleuch¬ 
tung vorzufdhren. 
Buckle’s begeisterte Bewunderung ist bekannt; aber seine 1 
Ausführungen in der »Geschichte der Civilisation« geben mehr An- j 
regung als Aufklärung; auch sind manche seiner Behauptungen 
mit Vorsicht aufzunehmen, wie er denn überhaupt von Missver¬ 
ständnissen Smith’s nicht frei zu sein scheint, was in der Ab¬ 
handlung noch des Näheren erörtert werden wird. 
Oncken endlich erweist unserem Philosophen keinen guten ' 
Dienst, wenn er in seinem Buche »Adam Smith und Immanuel 
Kant« beweisen will, dass beide Denker, »wiewohl von entgegen¬ 
gesetzten Standpunkten ausgehend, doch zu einer Uebereinstimmung 
ihrer Systeme gelangt sind, wie sie wohl einzig in der Geschichte 
des menschlichen Denkens dasteht«1). 
Insofern diese Behauptung sich auf Politik und Oekonomik 
erstreckt, sind wir nicht zur Kritik derselben berechtigt; was da¬ 
gegen die Ethik anbetrifft, so muss sie auf das Entschiedenste ab¬ 
gelehnt werden. Das, was Oncken als die gemeinsamen Resultate 
beider Denker hinstellt, ist weiter nichts, als die übereinstimmende 
Beantwortung der allgemeinsten praktischen Fragen, wie sie eben 
jedes ernste und reife sittliche Bewusstsein in ziemlich gleicher 
Weise liefern muss; ein himmelweiter, nicht zu überbrückender 
Gegensatz thut sich indessen zwischen beiden Denkern auf, wenn 
1) Kurz vor Abschluss dieser Arbeit ist auch eine Monographie, »Adam 
Smith als Moralphilosoph«, von Wilhelm Paszkowski, in Halle erschienen; 
dieselbe würde indessen wegen der Verschiedenheit der Auffassung und der 
ganzen Behandlung von keinem Einflüsse auf die vorliegende Arbeit gewesen 
sein, auch wenn sie früher erschienen wäre; eine nähere Auseinandersetzung 
mit dem Verfasser derselben hätte ebenfalls keinen Zweck gehabt, denn eine 
solche ist bekanntlich nur da möglich, wo in gewissen Grundvoraussetzungen 
Uebereinstimmung herrscht. Wer außerdem Hume’s Ethik als Egoismusmofal 
bezeichnet oder Shaftesbury einen Rationalisten nennt (S. 10, 11), der ver¬ 
fügt über eine so exclusiv-eigenartige Terminologie, dass eine Verständigung 
von vornherein ausgeschlossen erscheint. 
1) Oncken, Vorwort, S. IX.
	        
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