Adam Smith’s Moralphilosophie.
Von
Johannes Schubert.
Verschiedene Gründe sind es, welche den Versuch einer ein¬
gehenderen historisch-kritischen Würdigung von Adam Smith’s
Moralphilosophie als gerechtfertigt und wünschenswerth erscheinen
lassen. Der bloße Hinweis auf einen gewissen Mangel in [der
philosophischen Litteraturgeschichte dürfte wohl noch zu den
schwächsten derselben gerechnet werden; einen bei weitem stär¬
keren liefert schon die Erwägung, dass den erfolgreichen modernen
Bestrebungen, eine den sämmtlichen Geisteswissenschaften, also auch
der Ethik zu Gute kommende Basis in einer exacten empirischen Psy¬
chologie zu gewinnen, die eingehende Beachtung solcher Denker ver¬
gangener Jahrhunderte zur Seite gehen muss, wèlche auf dem Gebiete
empirisch-psychologischer Analyse, behufs Grundlegung einer wissen¬
schaftlichen Ethik, Hervorragendes und Bleibendes geleistet haben.
Während nun von den hierbei vorzugsweise in Betracht kom¬
menden englischen Gefühlsmoralisten — man gestatte einen solchen
Sammelnamen — sich vor allem Shaftesbury, dann aber auch
Hume und Hutcheson von jeher einer regeren Theilnahme er¬
freuen, leidet Smith, der als Moralphilosoph allerdings kein bahn¬
brechender Denker, wohl aber der umfassende, weiterentwickelnde
und zum Abschluss bringende Ausläufer einer durch organische
Gedankenfortbildung höchst charakteristischen philosophischen Ent¬
wicklungsreihe ist, unter einer entschiedenen Vernachlässigung.
Wohl fehlt es in neuerer Zeit nicht an Versuchen, ihn der-