Ueber die quantitativen Verhältnisse des simultanen Helligkeits- u. Farben-Contrastes. 459
erhalten konnten, war 612 l/2 qmm (35 mm Diagonale), was bei der
geringsten der angewandten Entfernungen (1,80 m in Tabelle V)
einen Gesichtswinkel von 1° 6' 51" ausmacht. Die Netzhautpro-
jection einer geraden Linie, welche auf einer zur optischen Achse
senkrechten Ebene gezogen ist, verhält sich zur Länge dieser Linie
seihst wie der Bogen des Gesichtswinkels zu der Tangente des¬
selben. Nun weichen aber hei Winkeln von 1° und darunter Bogen
und Tangente so wenig’von einander ab, dass wir in unserem Falle
ihre Verschiedenheit praktisch nicht mehr berücksichtigen können.
Der Contrasteinfluss kann durch Veränderung der Ausdehnung
der contrastirenden Intensitäten oder Qualitäten nicht über eine
gewisse Grenze hinaus gesteigert werden. Ein Quadratcentimeter
graues Papier erfährt, auf ein rothes Quartblatt gelegt, keine ge¬
ringere Contrastbeeinflussung als auf einer ebenso gefärbten Unter¬
lage von der Größe eines Foliohogens. Die Grenze, über welche
hinaus einer weiteren Vergrößerung der inducirenden Fläche nicht
mehr eine Verstärkung des Contrasteinflusses, parallel geht, dürfte
wahrscheinlich mit der oberen Grenze der deutlichen Flächenauf¬
fassung für das ruhende Auge zusammenfallen; d. h.: hat die in-
ducirende Fläche diejenige Ausdehnung erreicht, hei welcher eine
einheitliche Auffassung derselben durch das ruhende Auge ohne
Anstrengung und Bewegungsantriebe nicht mehr möglich ist, so ist
auch [die Grenze des Wachsthums der Contrastintensität erreicht.
Die im [Vorstehenden mitgetheilte Untersuchung beschäftigte
sich bis dahin ’lediglich mit dem Helligkeitscontrast. Dass auch
für den Farbencontrast die Ausdehnung der contrastirenden Objecte
von wesentlichem Einflüsse ist, haben wir weiter oben bereits er¬
wähnt. Ich halte dieselbe Gesetzmäßigkeit, welche wir hei dem
Helligkeitscontrast constatirt haben, auch hier für sehr wahrschein¬
lich, obgleich die mir in dieser Hinsicht bis jetzt zu Gebote stehen¬
den Versuchsresultate an Zahl und Genauigkeit noch zu ungenügend
sind, um sichere Schlüsse daraus zu ziehen. Ich will jedoch nicht
verfehlen, das hierbei angewandte Verfahren sowie die Beobachtungs-
lesultate mitzutheilen.
Die Schwierigkeiten, die sich einer Untersuchung des Einflusses
der Ausdehnung auf den simultanen Farbencontrast (unter Aus¬
schluss des liandcontrastes) entgegenstellen, suchte ich durch den