Volltext: Ueber die quantitativen Verhältnisse des simultanen Helligkeits- und Farben-Contrastes (6)

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August Kirschmann. 
b) Der Contrasteinfluss tritt in entfernten Theilen auf, ist also 
nicht an die Berührung gebunden: der eigentliche 
simultane Contrast. 
III. Die unter I und II erörterten Bedingungen treten vereint 
auf und rufen einen gemischten Contrast hervor1). 
IV. Der Contrast tritt nach der Reizung und auf nicht ge¬ 
reizten Stellen auf. Diese Möglichkeit ist in den mir bekannten 
einschlägigen Arbeiten nicht berücksichtigt worden, vielleicht weil 
der auf solche Weise hervorgerufene Contrast am wenigsten Ge¬ 
legenheit hat, zur Geltung zu gelangen. 
V. Der Contrast besteht zwischen den Empfindungen beider 
Augen: binocularer Contrast2). 
Von den vorstehend genannten Contrastformen soll hier nur 
die unter Ilb aufgeführte, der reine simultane Contrast, der Unter¬ 
suchung unterworfen werden. 
2. Ueber Pseudocontrast. 
Dass der Contrast etwas Objectives, in den physikalischen 
Bedingungen des betreffenden Lichteindrucks Gegebenes sei, wie 
noch Ossan3) glaubte und zu beweisen suchte, nimmt nach der 
endgiltigen Widerlegung dieses Irrthums durch Fechner4) Niemand 
mehr an. wäre indessen weit gefehlt, wenn man leugnen wollte, 
dass die objective Vertheilung des Lichtes zuweilen eine solche sein 
kann, dass sie den subjectiven Contrastphänomenen aufs täuschendste 
ähnlich sieht, ja von diesen ohne weiteres gar nicht zu unter¬ 
scheiden ist. Ich werde dies durch einige Beispiele erläutern. 
Wenn man bei tiefem Stande der Sonne, also früh morgens 
oder einige Zeit vor Sonnenuntergang an. einer vausgebreiteten 
Rasenfläche oder einem Felde mit jungem Getreide vorübergeht 
und auf diesem seinen Schatten beobachtet, so sieht man den Kopf 
desselben häufig von einem lichten Saume, wie von einem Heiligen- 
1) Wundt, physiol. Psych.3 I p. 427'; auch Chevreul, Comptes rendus 
1878 I p. 682. 
2) Wundt, ph. Psych.3 II p. 183 ff.; auch Fechner, Abhandlungen der 
kgl. sächs. Gesellsch. d. Wissenschaften VII p. 469 ff. 
3) Poggendorff, Annalen XXVII p. 694 und XXXVII p. 287. 
4) ebendaselbst XLIV p. 221 und L p. 433.
	        
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