Ueber die Reactionszeit und Pereeptionsdauer der Klänge.
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nUr im Augenblick des Reizungsvorganges, sondern im ganzen
Verlauf des ihnen zu Grunde liegenden psychophysischen Ge¬
schehens verhalten wie chemischer und physikalischer Bewegungs-
process. Vielleicht ließe sich aus dem gebotenen oder noch zu
gewinnenden Zahlenmaterial auch der Versuch einer mathematischen
Behandlung des Problems machen, wie es jüngst von Ebbinghaus1)
in Betreif der Lichtempfindungen und der ihnen zu Grunde liegenden
Vorgänge geschehen ist.
Jedoch wir verzichten vor der Hand auf diese Speculationen,
um noch einige Bedenken zu besprechen, welche sich den gezogenen
Folgerungen entgegenstellen können. Diese stützten sich auf die
Voraussetzung, dass das in Tab. Ill, 3 hervorgetretene negative
Vorzeichen bei Fortsetzung der Versuche mit höheren Klängen
auch in den übrigen Reihen zum Vorschein gekommen sein würde.
Sehen wir jetzt von dieser Voraussetzung ab und schieben die Er¬
scheinung des negativen Werthes auf Rechnung der gewöhnlichen
Schwankungen der Reactionszeiten, so entsteht die Frage, ob nicht
auch unter der Annahme, dass nur zwei bis höchstens fünf Schwin¬
gungen vergehen, bis eine Tonempfindung entstehen kann, die ge¬
fundenen Differenzen der Reactionszeiten sich erklären lassen, so
dass also die zweite der oben unterschiedenen Ansichten bestätigt
würde. Wir müssen dann als abzuziehen für den Erregungsvorgang
die Dauer von 1 bis 4 Schwingungen rechnen; denn die letzte
Schwingung bringt die Empfindung hervor, leitet damit den Reac-
tionsvorgang ein, wie es auch der Geräuschreiz thut, und darf
mithin nicht mitberechnet werden. Tabelle V bietet einen bequemen
Ueberblick über die für 1 bis 4 Schwingungen der benutzten Töne
nöthigen Zeiten.
Tabelle V.
s\
C'
C
c
C" I
c""
1
30
15
4
0,9 j
0,5
2
60
30
7
1,8 !
0,9
3
90
45
11
2,7 |
1,4
4
120
60
15
3,6 1
1,9
1) Ebbinghaus, Ueber den Grund der Abweichungen vom Weber’schen
Gesetz bei Lichtempfindungen. Pflüger’s Archiv Bd. XLV.