Ueber die Reactionszeit und Perceptionsdauer der Klänge.
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Stromkreises, der bei der Wiederöffnung die Tonerregung vermitteln
musste, wurde auf zweierlei Art bewirkt. Bei der tiefsten (um¬
sponnenen) Saite war die Herstellung desselben eine andere, als
in den übrigen Fällen. Wie Fig. 2 zeigt, war an den Saitenhalter
in der Mitte desselben eine Messingplatte [p) fest angeschraubt.
Die eine der dabei benutzten Schrauben hielt zugleich den auch
auf der Zeichnung angedeuteten Leitungsdraht. Wenn also die
Saite (s) fest an diese Platte gedrückt wurde, war der Schluss der
äußeren Leitung ein vollständiger. In dem Augenblick, wo die
Hand die Saite losließ, entstand zu gleicher Zeit der gewünschte
Ton, sowie die Oeffnung des Stromkreises. In der Regel wurden
beim Andrücken der Saite, was eine ziemlich starke Anspannung
erforderte, beide Hände benutzt, nicht, wie die Zeichnung der
Deutlichkeit wegen angibt, nur die eine. Die Hände -waren mit
weichen wollenen Handschuhen bekleidet. Auf diese Weise gelang
es, einen kräftigen, schönen Ton zu erzeugen, ohne irgend welche
nennenswerthe Nebengeräusche. Allerdings darf nicht verschwiegen
werden, dass wenigstens für den Verfasser der erste Oherton (C= 66)
fast ebenso laut zu hören war als der Grundton, besonders beim
Beginn des Schwingens, also gerade zu der in Betracht kommenden
Zeit; bei längerem Aushalten drang schließlich der Grundton
stärker durch.
In den anderen Fällen wurde die Saite mittelst eines metallenen
Ringes angeschlagen, wie ihn die Zitherspieler benutzen. An den¬
selben war ein Drath angelötet, der dann mit der Leitung direct
verknüpft werden konnte. In der schematischen Zeichnung (Fig. 1)
ist dies Verfahren angedeutet. Der dort gezeichnete Ring [r) befand
sich bei Ausführung der Versuche auf dem Daumen des betreffenden
Herrn, der den Tonerzeuger bediente. Der Stift des Ringes wurde
so lange fest gegen die Saite gedrückt, bis der Ton erklingen sollte ;
so lange war dann also auch wiederum der äußere Stromkreis ge¬
schlossen. Hier musste sorgfältig Acht gegeben werden, dass nicht
durch zu heftiges Anschlägen der Saite ein momentanes Neben¬
geräusch entstand. Mit der nöthigen Vorsicht ließ sich dies in
ausreichendem Maße vermeiden.
Nach dem Vorausgeschickten ist der Ablauf des einzelnen Ver¬
suches unmittelbar verständlich. So lange die Saite mit ihrem