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Götz Martius.
Prozessen nicht gibt, die complicirteren Wahlbewegungen eben auch
lediglich Gehimreflexe sind, deren psychische Begleiterscheinung
eben auch für den Vorgang selbst ohne Einfluss«. »Der Process
liefe dann genau so ah, wenn seine Zwischenglieder uns nicht be¬
wusst werden; alles, was uns dabei bewusst wird, wäre mithin nur
passiv erlebte Empfindung und Empfindungsreproduction, die unser
Bewusstsein wahrnimmt, ohne in ihre Reihenfolge einzugreifen«,
p Dass der ganze Reactionsvorgang genau so abliefe, wenn die
: Zwischenglieder (2, 3 u. 4 s. o.) uns nicht bewusst werden, scheint mii
besagen zu sollen, dass das Bewusstsein in demselben Sinne hier
überflüssig ist, in welchem die Apperception hei der muskulären
Reactions weise auf einfache Sinneseindrücke nach W undt als durch
die Uebung überflüssig geworden anzusehen ist, ohschon von Uebung
L hier keine Rede sein kann; die passiv erlebte Empfindung und
Empfindungsreproduction ist eine überflüssige Zugabe. Wie der
Hypnotische nur der passive Zuschauer der ihm suggerirten Hand¬
lungen ist, so ist nach Mg. das Bewusstsein der Apperception des
Wortes, auf das mit einem bestimmten Finger reagirt wird,
sowie das Bewusstsein der Handaufhehung ein passiver Zustand,
der für den Vorgang selbst überflüssig ist. Und wie der im höch¬
sten Zustande des Hypnotismus Befindliche kein Bewusstsein von
den Worten hat, deren Sinn er befolgt, so könnte die complicirte
Reaction ohne thatsächliches Bewusstsein erfolgen ; ja sie erfolgt im
Grunde stets ohne Bewusstsein; denn die Bewegung entsteht (viel¬
leicht) in einer Zeit, in welcher das Bewusstsein in den Vorgang
noch gar nicht eingreifen konnte.
Ist hiermit die Meinung Mg.'s getroffen, so lassen sich seine
Ausführungen in eine Reihe von Einzelhehauptungen zerlegen, die
etwa die folgenden sein würden: 1) Bei einem complicirten Wahl¬
vorgang ist die muskuläre Reactionsweise anwendbar, 2) ein com-
plicirter Wahl Vorgang ist ein Himreflex, 3) ein complicirter Wahl¬
vorgang ist möglich auch ohne (active) Betheiligung des Bewusst¬
seins, 4) die dabei vorkommenden Bewusstseinserscheinungen sind
rein passiver Art und können als überflüssig angesehen werden,
5) es giebt keine Grenze zwischen psychophysischen und blos phy¬
sischen Vorgängen in Bezug auf das Bewusstseinsleben.
Von diesen fünf Sätzen behauptet der erste eine vermeintlich