216 Götz Martius. 'Ueber die muskuläre Reaction und die Aufmerksamkeit.
ein falscher Finger gehoben wird, der dann stets ein nahe liegender,
also leicht zu verwechselnder ist. Als psychische Momente dritten
Grades können schließlich die associativen Verbindungen der des
ersten und zweiten Grades gelten. Die Dauer eines psychischen
Gesammtvorganges hängt dann offenbar, continuirliches
Aneinanderschließen vorausgesetzt, von der Anzahl der mit¬
sprechenden psychischen Momente und deren Einzel¬
dauer ah. Im allgemeinen ist die Zahl im wesentlichen eine
Function der Art des Vorganges, die Einzeldauer eine Function des
Grades der Einübung oder der Enge der associativen Verbindung
der einzelnen Theilmomente. Für die Einzeldauer gilt ferner der
Satz, dass dieselbe wächst mit dem Grade der Helligkeit des Mo¬
mentes. Die Apperceptionsdauer eines einzelnen psychischen Mo¬
mentes ist eine ungeheure zu nennen gegenüber der Zeit, welche
die vielen mitansprechenden psychischen Momente zweiten oder gar
dritten Grades erfordern. Die große Bedeutung der Aufmerksam¬
keit folgt unmittelbar aus dem Gesagten; ist sie doch nicht von dem
Ablauf der TheilVorgänge zu trennen, welche den complexen Be¬
wusstseinsvorgang zusammensetzen. Sowohl die Reihenfolge der
zusammenwirkenden psychischen Momente und mithin ihre Anzahl,
als die apperceptive Dauer einzelner von ihnen hängt von der Auf¬
merksamkeit ab.
Schließlich beantwortet sich jetzt auch die Frage, worin denn
jene Schätzung des Reactionsresultates besteht, welche in den oben
mitgetheilten Versuchen sich als so genau erwiesen hat. Sie beruht
auf der Reproductionsfähigkeit der Theilelemente des einzelnen
Reactionsvorganges, soweit er psychischer Natur ist. Aus der Re¬
productionsfähigkeit folgt von selbst die Vergleichbarkeit. Für die
Ausführung der Vergleichung bilden die Anzahl und die an der
Klarheit der Apperception gemessene Einzeldauer der psychischen
Momente den Anhaltspunkt. Deswegen wächst auch mit der Zu¬
sammengesetztheit des Vorganges die Schwierigkeit der Schätzung-