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Götz Martius.
sind, veröffentlicht worden sind. Ebenso fehlen die genauen An¬
gaben über Controlzeiten und mittlere Variationen. So wie die
Zeiten in den Beiträgen neben einander stehen, gestehe ich, sie
nicht hinreichend erklären zu können.
Noch eine andere Bemerkung möge nicht unterdrückt werden,
die für alle psychologischen Experimente gilt. Mg. hat bei der
Ausführung seiner Versuche nur an der Uhr gesessen und registrirt,
andere haben reagirt. Das ist ein Fehler, der in der experimentellen
Psychologie überall verhängnissvoll werden muss. Psychologie, auch
experimentelle Psychologie, beruht auf innerer Beobachtung. Auch
die Zeitmessungen psychischer Vorgänge lassen sich nicht ausführen
ohne Mithülfe der inneren Erfahrung, die allein den zu messenden
Vorgang controliren kann. Wer nur andere Personen für die Aus¬
führung der eigentlichen Beobachtung heranzieht, hat gar keine
Sicherheit, ob die Vorgänge, die gemessen werden, derart sind, wie
er sie vorgeschrieben oder wie er sie wünscht. Nur die eigene
Ausführung kann diese Sicherheit geben. Es gilt dies überall in
der Psychologie, zumal aber bei so subtilen Vorgängen, wie die es
sind, mit denen die Psychometrie zu thun hat, es gilt mehr noch
bei zusammengesetzten Beactionen, als bei einfachen. Bleibt nicht
die Selbstbeobachtung, die innere Erfahrung das den Ausschlag
gebende Moment in der Psychologie, so wird den ausschweifendsten
Phantasmen Thür und Thor geöffnet sein. Die experimentelle
Psychologie würde ohne die fortwährende Beschränkung und Be¬
aufsichtigung durch die innere Erfahrung mehr Schaden als Nutzen
stiften. Die Zuverlässigkeit der inneren Erfahrung bewährt sich
immer mehr und mehr; nur auf ihr beruht die weitere Zukunft
der wissenschaftlichen Psychologie.
Angesichts der nöthigen Kritik an den Versuchen Mg.’s konnte
die Frage nach der Ausdehnungsfähigkeit der muskulären Reaction
auf zusammengesetzte Bewusstseinserscheinungen nicht als entschie¬
den angesehen werden. Die sogleich mitzutheilenden eigenen Ver¬
suche haben denn auch ein direct widersprechendes Ergebniss ge¬
liefert. Die Technik derselben stimmte mit derjenigen Langes
überein (vergl. diese Studien Bd. IV, S. 479 ff.); wo die Versuche
Mg.’s direct wiederholt wurden, musste natürlich auch seine Ver¬
suchsanordnung nachgeahmt werden. Leider stand mir kein Chrono-