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Carl Lorenz.
oberhalb der unterbrochenen liegt, das Verhältnis also gerade
umgekehrt ist wie oben. Die aufsteigende Zeitfolge liefert hier
weniger Mittenschätzungen als die absteigende. Dasselbe Resultat
hat sich auch bei der in Tabelle VII dargestellten Versuchsreihe für
Lz ergeben. Es kommt ferner vor, z. B. in Tabelle VI, IX, dass
unterhalb der absoluten Mitte die punktirte Curve über die unter¬
brochene greift, dass also unterhalb der Reizmitte die absteigende
Folge mehr Schätzungen m ergeben hat als die aufsteigende. Die
Unterschiede sind allerdings hierbei ziemlich geringe. Gleichzeitig
beobachtet man in diesen Fällen eine Verschiebung des Bereichs
der Mittenschätzungen bei aufsteigender Folge nach oben, bei ab¬
steigender nach unten, wie in den analogen Fällen bei P (Fig. 7).
Die Curven der Schätzungen m bei den übrigen Beobachtern
verlaufen in ähnlicher Weise wechselnd; bald liegt die punktirte
Curve unter der unterbrochenen, so in den meisten Fällen bei P
(Fig. 5 und 10), bald die unterbrochene unter der punktirten,
namentlich bei Ps und in einigen Fällen bei M, bald durchkreuzen
sich die unterbrochene und punktirte Curve, sodass zu einem Theile
die punktirte, zum andern Theile die unterbrochene oberhalb der
anderen verläuft, worüber man sich nach den Tabellen I bis VI und
XVIII und XIX ein Bild machen kann.
Analoges gilt auch von den Schätzungen u und o. In vielen
Fällen verläuft bei den Schätzungen u die unterbrochene Curve
unterhalb der punktirten, bei den Schätzungen o umgekehrt, die
unterbrochene Curve oberhalb der punktirten, wie Fig. 3 es zeigt;
in anderen Fällen ist das Verhältniss ein umgekehrtes; in noch
anderen Fällen findet zwischen der unterbrochenen und punktirten
Curve sowohl bei den Schätzungen u als auch o ein mehrfaches
Durchkreuzen statt u. s. w. Auch hier ist also eine durchgängige
Gesetzmäßigkeit nicht zu entdecken.
Der Einfluss der Zeitfolge ist sonach zwar deutlich zu er¬
kennen; er macht sich aber in so verschiedener Weise geltend,
dass es unmöglich ist, wie schon gesagt wurde, ein einheitliches
Gesetz über seine Wirkung aufzufinden und die Ursachen desselben
festzustellen. Jedenfalls sind die Ursachen sehr verschiedene ; zu
dieser Annahme wurde auch Fechner1) durch seine Gewichtsver-
1) Elemente II, S. 124, 1421; vergl. Stumpf, Tonpsyehologie. I. S. 364.