Volltext: Untersuchungen über die Auffassung von Tondistanzen (6)

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Carl Loren*. 
In Bezug auf die Frage, »ob es zur Schätzung einer 
Distanz nothwendig sei, die Empfindungen, welche 
zwischen denbeiden die Distanz bildenden Empfindun¬ 
gen liegen, oder den Uebergang zwischen ihnen in der 
Phantasie vorzustellen«, welche vielfach bejaht, von Stumpf1) 
aber auf Grund allgemeiner Erwägungen verneint wird, können 
wir nach den bei unseren Versuchen gemachten Wahrnehmungen 
uns vollständig der Meinung Stumpf’s anschließen. Eine Vor¬ 
stellung der jedesmal zwischen T und Mv oder Mv und H 
liegenden Empfindungen ist uns wenigstens durchaus nicht zum 
Bewusstsein gekommen, geschweige denn dass eine solche Vor¬ 
stellung von dem Uebergang von einer zur anderen Empfindung 
erst das Urtheil möglich gemacht hätte. Bei einer solchen stufen¬ 
weisen Ueberführung der einen Empfindung in die andere wäre 
jedenfalls eine viel größere Zeit zur Bildung des Urtheils noth¬ 
wendig gewesen, als sie hei unseren Versuchen erforderlich war, 
namentlich wenn es sich um Vergleichung so großer Distanzen 
handelte, wie sie von uns mehrfach angewendet wurden. Das 
Urtheil war in der Regel unmittelbar nach Beendigung des Ver¬ 
suches, nach Angabe also des dritten Tones fertig. 
Was den Einfluss der absoluten Größe der ver¬ 
glichenen Distanzen auf die Zuverlässigkeit der Urtheile an¬ 
langt, so lassen sich nach unseren Versuchen nur wenige und un¬ 
bestimmte Angaben hierüber machen. Wie es scheint, nimmt mit 
der Zunahme der Distanzen die Sicherheit der Urtheile ab; die 
Fehlerzonen, d. h. die mittleren Gebiete zwischen den jedesmaligen 
Grenztönen T und H, innerhalb deren Schwankungen des Urtheils 
Vorkommen, sind, sowohl was die Urtheile u und o oder, in Bezug 
auf die Distanzen, die Urtheile d0, als auch was die Gleich- 
heitsurtheile m betrifft, bei den Versuchsreihen, in denen nur kleine 
Distanzen verglichen wurden, von geringerem Umfange, als in den 
Fällen der Vergleichung größerer Distanzen. Die Gleichheits- 
urtheile m treten dabei, wenn es sich um größere Distanzen handelt, 
in ziemlich geringer Zahl auf, was auf die erschwerte Beurtheilung 
schließen lässt. Das zeigen namentlich die Versuche, welche sich 
1) Ebendas. S. 126 f.
	        
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