Volltext: Untersuchungen über die Auffassung von Tondistanzen (6)

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Carl Lorenz. 
Empfindungsmitte, so wird das Urtheil über seine Lage zu den 
beiden Grenztönen schwieriger und daher schwankend; er wird 
bald näher dem oberen Grenztone (o), bald näher dem unteren (w), 
bald als in der Mitte (m) liegend geschätzt werden. 
Ein Blick auf die Tabellen zeigt, dass im allgemeinen der aus 
ihnen ersichtliche Gang der Zahlen diese Verhältnisse zum Ausdruck 
bringt. Wir sehen, dass bei den der unteren Grenze am nächsten 
liegenden Tönen Mv die Zahl der «-Schätzungen meist 100 beträgt. 
Analoges gilt von den der oberen Grenze am nächsten liegenden 
Tönen Mv ; sie werden in den meisten Fällen richtig als o geschätzt, 
oder was dasselbe aussagt, die Zahl der o-Schätzungen ist auch 
hier meist 100. Die kleinen Abweichungen, die hier und da auf- 
treten und in Folge der Reduction der Zahlen auf 100 vielfach 
bedeutender erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind, können wir 
ohne Bedenken dem Gebiet des Zufalls zuweisen. 
Wichtiger als diese den Grenztönen einer Versuchsreihe näher 
liegenden Gebiete der Töne Mv ist die von ihnen eingeschlossene 
mittlere Zone, in welcher das Urtheil vielfachen Schwankungen 
unterworfen ist. Wir sehen zunächst, dass im allgemeinen die 
«-Schätzungen abnehmen, je mehr sich der Ton Mv von der unteren 
Grenze entfernt. Diese Ahnahme geht aber in vielen Fällen nicht 
stetig vor sich. Mehrfach zeigt es sich, dass bei einem Tone in 
der Mitte, meist mit der Reizmitte zusammenfallend, die Zahl der 
«-Schätzungen eine auffallend geringe geworden ist, dass sie aber, 
wenn dieser Punkt überschritten ist, oft wieder zu einer ziemlich 
hohen Zahl ansteigt. Diese Erscheinung macht sich namentlich, doch 
nicht ausschließlich, bei einer Anzahl von denjenigen Versuchs¬ 
reihen, meist in beiden Zeitfolgen, bemerklich, in denen die abso¬ 
lute Reizmitte harmonische Intervalle mit den beiden Grenztönen 
bildet, wie in Tabelle V, VII, VIII, X, XI, XIII, aber auch in Tabelle 
XVI, wo harmonische Verhältnisse nicht vorliegen. Am deutlichsten 
ist hier diese Erscheinung wieder zu beobachten bei den musikalisch 
beanlagteren Beobachtern P und iï; z. B. wird in Tabelle VII, Zeit¬ 
folge I von P der Ton Mv — 384 Schwingungen, welcher die 
Reizmitte bildet, unter 100 Versuchen nur 3 mal, der Ton 
Mv = 388 aber 46 mal, der Ton Mv — 392 42 mal etc. als u 
geschätzt : nicht so auffällig ist die Erscheinung bei dem musikalisch
	        
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