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Dr. Rudolf Schelske:
bei verschiedenen Personen und zu verschiedenen Zeiten bei
derselben Person und ist bei laxer Aufmerksamkeit sehr unre¬
gelmässig und lang, bei gespannter dagegen sehr regelmässig.
Nun läuft die Botschaft wahrscheinlich mit derselben Geschwin¬
digkeit nach den Muskeln hin und endlich vergeht noch '/ioo
Secunde, ehe der Muskel sich nach ihrer Empfangnahme in
Thätigkeit setzt. Im Ganzen vergehen also von der Reizung
der sensibeln Nervenenden bis zur Bewegung des Muskels
l'li bis 2 Zehntheile einer Secunde. Die Messungen werden
ähnlich ausgefährt, wie die an Fröschen die Zwischenzeit der
Reizung und der Muskelwirkung betreffenden. Es wird einem
Menschen ein ganz leichter elektrischer Schlag an irgend einer
beschränkten Hautstelle beigebracht, und derselbe ist angewie¬
sen, wenn er den Schlag fühlt, so schnell es ihm möglich ist,
eine bestimmte Bewegung mit der Hand oder den Zähnen aus¬
zuführen, durch welche der zeitmessende Strom unterbrochen
wird. Es kann also nur immer die Summe der vorher bezeich-
neten einzelnen Zeiträume gemessen werden. Wenn wir aber
den Eindruck von verschiedenen Hautstellen, dem Gehirn bald
nabe bald entfernt, ausgehen lassen, so ändern wir von der
ganzen Summe nur das erste Glied, die Fortpflanzungszeit in
den empfindenden Nerven. Wenigstens dürfen wir wohl an¬
nehmen, dass die Vorgänge des Wahrnehmens und des Wol-
lens im Gehirn in ihrer Dauer nicht wesentlich von dem Ort
der getroffenen Hautstelle abhängen werden. Ich muss aber
dies als eine nicht vollständig erwiesene Annahme anerkennen;
erweisen lässt sich nur, dass sie nicht von der Empfindlichkeit
der Hautstelle, oder etwa von bestimmten physiologischen Be¬
ziehungen derselben zu den zu bewegenden Muskeln abhängen.
Der Verlauf in den motorischen Nerven und im Muskel ist
schliesslich natürlich gleich. Wahrscheinlich gemacht wird
unsere Deutung dadurch, dass der Zahlenwerth der Fortpflan¬
zungsgeschwindigkeit, wie er sich aus den verschiedenen Com-
binationen der Beobachtungen ergiebt, bei denen die Empfin¬
dung durch das Gehör, durch die Haut des Gesichts, des
Nackens, der Hände, des Kreuzbeins, der Füsse aufgenommen
ist, hinreichend gut übereinstimmt. Es ergiebt sieb z. B , dass
eine Nachricht vom grossen Zehen etwa '/,0 Secunde später