Ueber binaurale Schwebungen.
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hörbar war, während schon in ganz geringer Entfernung von der¬
selben, ja selbst beim Aufsetzen des G-abelfußes auf den Kopf nur
immer ein ganz reiner glatter Ton gehört wurde, der, so lange jedesmal
die Versuche währten, ununterbrochen mit constanter Intensität erklang.
Auch konnten auf diese Weise Gabeln jeder Tonhöhe bis zu ca. 1500
Schwingungen p. s. direct erregt werden. Obertöne, welche die Resultate
hätten störend beeinflussen können, wurden von den Reagenten bei
den Versuchen nicht bemerkt, obwohl ja solche, wie schon aus der
Schwingungskurve elektrisch erregter Gabeln zu ersehen ist, sicher in
den Stimmgabelklängen vorhanden waren. Sie auch objectiv völlig
auszuschließen, war schon aus diesem Grunde weniger erforderlich
und wäre freilich auch schwerlich gelungen. Für die Bestimmung der
Tonhöhe der zu den Versuchen verwendeten Gabeln genügten die
bekannten Appunn’schen Tonmesser. Die Gabeln waren sammt ihrer
Montirung an einer Handhabe befestigt, welche am Ende von dem
Stimmelgabelfuße durchbohrt wurde. So konnte, wenn nöthig, auch
bequem die schwingende Gabel mit ihrem Fuße auf beliebige Stellen
des Kopfes aufgesetzt werden.
2. Der schallleitende Theil.
Dieser hat den beiden möglichen Arten der Reizzuführung, der
aëro- und der kranio-tympanalen Zuleitung entsprechend ein sehr ver¬
schiedenes Aussehen1).
a) Anordnung für aëro-tympanale Reizzuleitung.
Die Zuleitung der Töne zu den Ohren, die natürlich so erfolgen
musste, dass jedes Ohr, soweit dies äußerlich erreichbar ist, ausschlie߬
lich seinen Reiz auf demjenigen Wege empfing, welcher der Zuleitung
dienen sollte, erforderte eine ziemlich subtile Versuchsanordnuhg. Jede
1) Die Zuleitung von Tönen durch die Eustachischen Röhren mit Hülfe ein¬
geführter Katheter gelang bei mir nicht, wohl infolge sofort eintretender Ver¬
schleimung, wiewohl ich sonst die Tuben willkürlich zu öffnen und offen zu halten
vermag, so dass ich die eigene Stimme dröhnend vernehme. Zu den sehr wenig
angenehmen Katheterversuchen, bei welchen mich Herr Ohrenarzt Dr. med.
Pfeiffer in dankenswertester Weise unterstützte, noch andere Reagenten zu
suchen schien mir hiernach in doppelter Beziehung nicht sehr aussichtsvoll.
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