Volltext: Ueber die Objectivirung und Subjectivirung von Sinneseindrücken (19)

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Oswald Külpe. 
und Willensvorgänge. Die Affecte und Triebe, Stimmungen und 
Leidenschaften, Absichten und Entschlüsse, Wahlacte und Hand¬ 
lungen gehören zu dem natürlichen Bestände subjectivirter Erschei¬ 
nungen. Die Sinneseindrücke und Phantasmen aber, für deren Ein¬ 
treten' sich das Individuum nicht verantwortlich weiß, deren Kommen 
und Gehen ohne sein Zuthun sich abspielen, sie erscheinen zunächst 
als das Aufgenöthigte, Objective. 
So sehr nun auch die wissenschaftliche Reflexion über diesen 
naiven und engen Begriff des Subjectiven hinausgeführt hat, so ist 
doch die auch in unseren Versuchen hervorgetretene Tendenz zur 
Objectivirung ein Zeichen dafür, daß trotz aller Erkenntniss und 
Berichtigung ein nachweisbarer Rest jener Neigung, alles, wobei wir 
uns nicht unmittelbar betheiligt wissen, zu objectiviren, selbst in 
psychologisch und naturwissenschaftlich geschulten Individuen zurück¬ 
geblieben ist. Eine überwiegende Tendenz zur Subjectivirung hat sich 
bei keiner meiner Vp gezeigt. Sicherlich hat dieser Thatbestand auch 
eine biologische Bedeutung. Die Beziehung zur Außenwelt wird 
für die psychophysischen Wesen durch die Objectivirung vermittelt. 
Dabei ist es von Wichtigkeit, das Objective als Objectives zu erkennen, 
zu wissen, ob man es mit Vorgängen, Ereignissen, Reizen außer sich 
zu thun hat. Eine falsche Objectivirung ist zweifellos gefahrloser, 
unschädlicher, als eine falsche Subjectivirung1). Überhaupt aber ist 
es für ein Lebewesen im allgemeinen ungleich bedeutungsvoller, zumal 
im Gebiet der Empfindung, zu objectiviren als zu subjectiviren. So 
ist es auch zu verstehen, dass bei einer Mischung von objectiven und 
subjectiven Bestandtheilen das Ganze schlechthin objectivirt zu werden 
pflegt. 
Diese Vermengung, die wir sowohl bei den optischen, wie bei den 
Hautsinnexperimenten festgestellt haben, bildet nun auch die Brücke, 
welche unsere Beobachtungen mit den normalen Erlebnissen ver¬ 
bindet. Man könnte versucht sein, wie das so oft experimentell¬ 
psychologischen Arbeiten gegenüber geschehen ist, unsere Ergebnisse 
als künstlich gewonnene, mit der normalen Erfahrung gar nicht zu¬ 
sammenhängende und daher für diese in keiner Weise verbindliche 
1) Man wird hier natürlich nicht Luftspiegelungen, Irrlichter u. dgl. entgegen¬ 
halten dürfen.
	        
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