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E. König.
Ein Act bewusster Setzung kann es nicht sein, denn thatsächlich
haben wir von den die willkürliche Gliederbewegung bedingenden
centralen physiologischen Ursachen gar keine unmittelbare Kenntniss.
Für gewöhnlich bilden wir uns bei der Ueberlegung der Mittel zu
einem entfernteren Zweck überhaupt gar nicht einmal eine klare Vor¬
stellung der von uns auszuführenden Bewegungen (if), sondern der
bewusste Gedankengang endet von E ausgehend schon bei irgend
einem Zwischengliede Mx zwischen E und M, worauf sofort die ge¬
eignete Bewegung ausgeführt wird. Man hat sich nun freilich gerade
auf dergleichen Thatsachen berufen, um zu behaupten, dass ebenso,
wie in Fällen der angezogenen Art der ohne besonders darauf ge¬
richtete Absicht erfolgende Uebergang von der Vorstellung Mx zur
Handlung zweifellos ein Uebungsergebniss sei, ebenso auch die Coordi¬
nation der 'Willkürbewegungen M mit den entsprechenden Bewegungs¬
vorstellungen durch Uebung sich ausgebildet, d. h. erst nachträglich
aus einem mit Bewusstsein vollzogenen Acte in ein automatisches
Geschehen sich verwandelt habe. Dabei wird indess übersehen, dass
alle Uebung das Bestehen derartiger Coordinationen, d. h. die Herrschaft
des Willens über den Körper bereits voraussetzt, denn der Effect
aller Uebung besteht ausschließlich darin, dass eine Anzahl einzelner
Willenshandlungen, die wir vorher schon unabhängig von einander
ausführen konnten, zu einem einheitlichen Ganzen zusammengezogen
werden; bedenkt man ferner, dass mit der Vorstellung einer Bewegung
ja keinesfalls die Bewegung selbst, sondern nur der entsprechende
motorische Impuls unmittelbar verknüpft sein kann, so leuchtet ein,
dass dies Verhältniss ganz außerhalb des Bereiches der Uebung liegt.
Nicht viel weiter kommt man, wenn man die Existenz aus innerem
Antrieb erfolgender Bewegungen als gegeben annimmt, und nur die
Unterordnung derselben unter die entsprechenden Vorstellungen durch
Erfahrung und Uebung erklären will; denn dadurch, dass zwischen
Vorstellung und Bewegung noch ein undefinirbares psychisches
Zwischenglied in Gestalt des Antriebes zur Bewegung eingeschaltet
wird, wird die Sache nicht begreiflicher. Die willkürlichen Körper¬
bewegungen, d. h. jene einfachsten Formen von Willensthätigkeit, bei
denen der gewollte Erfolg E mit der Handlung M unmittelbar zu¬
sammenfällt, bilden also nicht nur die Grundlage, auf der das Handeln
nach entfernteren Zwecken allein möglich wird, sondern auch die