Volltext: Ueber Naturzwecke (19)

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E. König. 
Mechanismus, durch den jene Reactionen zu stände kommen, selbst 
Erzeugniss früherer Willenshandlungen ist, und dass sonach seine 
Leistungen gerade so wie die einer Maschine den Stempel des auf 
Zwecke gerichteten Wollens an sich tragen. Auf die Willenshand¬ 
lungen des Urorganismus kann aber diese Erklärungsweise nicht an¬ 
gewandt werden. Wenn alle Willensthätigkeit eine individuelle ist, 
bleibt es ferner unbegreiflich, wie sich mehrere elementare Individuen 
(z. B. Zellen) mit ihrem selbständigen Individualwollen zu einem sie 
umfassenden Ganzen (dem zusammengesetzten Organismus) vereinigen 
können, das als solches Subject eines einheitlichen Gesammtwillens 
ist, da doch unmöglich die organisirende Wirksamkeit des individuellen 
Willens Uber die Sphäre der eigenen Leiblichkeit hinausgreifen und 
andere Willenssuhjecte sich eingliedern kann. Als ein weiteres der¬ 
artiges Factum lässt sich endlich auch noch die » Heterogonie der 
Zwecke« anführen, eine Erscheinung, deren generelle Bedeutung für 
alle Entwicklungsprocesse Wundt eindringlich auseinandergesetzt hat, 
und die im wesentlichen darin besteht, dass der objectiv erreichte 
Zweck regelmäßig das ihm vorausgehende Zweckmotiv in der Art 
überschreitet, dass die Neben- und die Folgeeffecte ihrerseits wieder 
mit Rücksicht auf den zwecksetzenden Willen als zweckmäßige an¬ 
erkannt werden müssen. (System, S. 328.) 
Alle diese Schwierigkeiten verschwinden nun, wenn man den indi¬ 
viduellen Voluntarismus zum universellen erweitert, d. h. wenn 
man das Wirken physischer Ursachen überhaupt als Erscheinungs¬ 
form einer einheitlichen Willensthätigkeit betrachtet1). Die Bestim¬ 
mung nach Zweckvorstellungen tritt dann nicht erst in der Lebewelt 
als etwas Neues zur Oausalität hinzu, sondern sie ist schon von 
vornherein und überall unauflöslich mit ihr verbunden. Das Indi¬ 
vidualwollen ist nur Glied oder Modus des Gesammtwillens, und die 
individuellen Zwecke sind nur Bestandtheile eines universellen, alles 
Geschehen durchziehenden Zusammenhangs. Ist der erste Umstand 
geeignet, den Conflict zwischen Oausalität und Finalität principiell 
zu lösen, so macht der zweite den bei der individuellen Willensent¬ 
wicklung zu beobachtenden Uebergang anscheinend rein mechanischer 
1) Ygl. hierzu v. Hartmann, Kategorienlehre, S. 448ff., 470ff. Derselbe, 
Wahrheit und Irrthum i. Darwinismus, S. 470 ff,
	        
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