Volltext: Ueber Naturzwecke (19)

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E. König. 
Einsicht aus, dass im Rahmen der bestehenden Naturordnung, die auch 
den Körper des Menschen mit umfasst, Eingriffe einer zweckthätigen 
Intelligenz undenkbar sind, wie aber die damit sich ergebende Anti¬ 
nomie zwischen Naturcausalität und zweckhewusster Willensthätigkeit 
zu lösen sei, bleibt noch unbestimmt. . 
Lassen wir die spinozistische Ansicht, nach der Physisches und 
Psychisches die zwei Attribute oder Erscheinungsformen eines un¬ 
bekannten Dritten bilden, hier hei Seite, da sie nur die Gleich¬ 
berechtigung der physikalisch-physiologischen und der psychologischen 
Erklärungsweise proclamirt, aber die Vereinbarkeit beider thatsächlich 
nicht begreiflich macht, so bieten sich als entgegengesetzte Lösungs¬ 
versuche der psychophysische Materialismus und der individualistische 
Voluntarismus dar. Der Materialismus sucht aus dem Widerstreit 
dadurch herauszukommen, dass er die Realität des Begriffes der 
Zweckbestimmung überhaupt bestreitet und auch für die menschliche 
Willensthätigkeit die physiologische Erklärung aus wirkenden Ur¬ 
sachen allein gelten lässt. Er stützt sich dabei auf die vergleichende 
Betrachtung der verschiedenen Stufen der Willensbethätigung, welche 
einen stetigen Uebergang von den einfachsten mechanisch ablaufen¬ 
den Reflexen bis zu den auf Ueberlegung gegründeten Wahlhandlungen 
erkennen lassen, und folgert hieraus, dass auch die letzteren nichts 
weiter seien als zusammengesetzte Reflexvorgänge, die sich von den 
einfachen nur durch die größere Zahl der zwischen Reiz und Reaction 
eingeschalteten Zwischenglieder unterscheiden. Die psychischen Zu¬ 
stände des Vorstellens, Sichentschließens u. s. w., die für die Willens- 
thätigkeiten im engeren Sinne charakteristisch sind, sind nach dieser 
Auffassung lediglich Symptome der verwickelten, centralen Reizüber¬ 
tragungen, Hemmungen und Auslösungen, welche der motorischen 
Innervation vorausgehen, haben aber keinen directen Einfluss auf 
den Verlauf des ganzen Vorgangs. Es bleibt auf diesem Standpunkte 
nur räthselhaft, warum die complicirten Reflexe nicht ebenso un¬ 
bewusst verlaufen wie die einfachen, und wodurch der trügerische 
Schein veranlasst wird, dass der vorgestellte Zweck die Handlung 
bestimme. In Wahrheit könnte man aus den Thatsachen mit gleichem 
Rechte den umgekehrten Schluss ziehen, dass schon die einfachsten 
Reactionen der Lebewesen auf Zwecke gerichtete und durch Zwecke 
bestimmte Willenshandlungen darstellen; denn überall, wo eine gene-
	        
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