Volltext: Ueber Naturzwecke (19)

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E. König. 
sondern eine metaphysische. Auf Einzelobjecte und einzelne Vor¬ 
gänge als solche findet der Zweckbegriff keine Anwendung, da ja 
der Voraussetzung nach innerhalb des Weltprocesses alles causal 
determinirt ist, und nur die ersten Grundlagen und die allgemeinsten 
Bedingungen des Daseins (die Anfangslage der Welt und die in ihr 
herrschenden Gesetze) auf Zwecke berechnet sind. Am klarsten 
kommt dies zum Ausdruck in dem theistischen System des Leibniz, 
der die bestehende Weltordnung auf einen vorweltlichen göttlichen 
Willensact zurückfuhrt und damit die weitere Verfolgung der teleo¬ 
logischen Hypothese zu einer theologischen Aufgabe macht. Für den 
Pantheismus ist zwar die Zweckthätigkeit des Absoluten (der natura 
naturans) in gewissem Sinne eine innerweltliche, insofern sie in jedem 
Momente und an jedem Punkte wirksam ist, aber sie gehört doch 
nicht der Erscheinungswelt an, sondern liegt ihr als metaphysische 
Bedingung zu Grunde, kommt also nicht in Frage, so lange wir nur 
den Zusammenhang der in der Erfahrung gegebenen Objecte und 
Vorgänge betrachten. Umgekehrt wird daher auch gegen eine meta¬ 
physische Teleologie, d. h. gegen die Annahme einer im Absoluten 
bestehenden Zweckbestimmung, vom Gesichtspunkte der empirischen 
Naturbetrachtung nichts einzuwenden sein, falls irgend welche ander¬ 
weite Gründe sie nothwendig machen sollten. In der That gibt es nun, 
wie ich glaube, ein Factum, welches nur verständlich wird, wenn wir 
die in der physischen Sphäre ausnahmslos und ausschließlich geltende 
causale Determination als Ausdruck oder Erscheinungsform einer 
metaphysischen Zweckthätigkeit betrachten, das ist die bewusste indi¬ 
viduelle Willensthätigkeit. 
6. Bisher haben wir im Anschluss an die vulgäre Auffassung der 
Dinge angenommen, dass beim Wollen die äußere Handlung durch 
die vorhergehende Zweckvorstellung bestimmt werde, wenn es auch 
nicht möglich war, diesen Vorgang auf irgend einen klaren Begriff 
zu bringen. Sind jedoch die gegen die Hypothese einer objectiven 
Zweckbestimmung in der Natur vorgebrachten Gründe überhaupt 
richtig, so treffen sie ganz unvermeidlich auch diese Annahme mit, 
und die Meinung, dass wir nach Zwecken handeln, müsste im 
Gegensatz zum natürlichen Bewusstsein für eine bloße Illusion er¬ 
klärt werden.1) Wenn die Vorstellungen oder irgend welche anderen 
1) Mit Recht hat Reinke die enge Verbindung des biologischen Problems der
	        
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