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E. König.
keit des Princips der zufälligen, d. h. richtungslosen Variation betrifft,
immerhin berechtigt sein, aber es folgt doch daraus noch nicht, dass
bei der Entstehung der Abänderungen eine nach Zwecken wirkende
Ursache im Spiele gewesen sein müsse, da ja das Zustandekommen
bestimmt gerichteter einseitiger Variationen auch unter der ausschlie߬
lichen Wirkung blinder Ursachen, z. B. auf dem Wege der » directen
Anpassung«, sehr wohl denkbar ist. Die zweite Bemerkung ist
zweifellos richtig, aber sie beweist nur, was eigentlich von Niemand
bestritten wird, dass die ersten zweckmäßigen, d. h. lebensfähigen
Formen nicht auf dem Wege der Selection entstanden sein können;
es folgt daraus nicht, dass sie Erzeugnisse einer zweckthätigen In¬
telligenz seien. Die Polemik gegen den Darwinismus verfehlt also
ihr Ziel durchaus, sofern sie zugleich die Wirksamkeit von Zwecken
bei dem Ursprung und der Weiterentwicklung der Lehewelt be¬
weisen will.
Im Grunde verfügen die Teleologen nur über ein einziges leidlich
annehmbares Argument für ihre Hypothese, das ist der schon mehr¬
mals angeführte Gedanke, dass die »zufällige« Entstehung eines
lebensfähigen Gebildes gerade so unwahrscheinlich sei, wie die Ent¬
stehung eines mechanischen Kunstwerkes durch das Zusammenwirken
blinder Naturkräftel). Dieser Einwand verliert indess viel von seiner
überredenden Kraft, wenn man bedenkt, dass auch eine fertig vor
uns stehende Maschine das Resultat einer großen Menge einzeln nach
einander und zum Theil zufällig gefundener Verbesserungen darstellt2).
Dass einer der höheren Organismen jemals durch Urzeugung ent¬
standen sein könnte, ist gewiss äußerst unwahrscheinlich, dass da¬
gegen irgendwann und irgendwo einmal durch Zusammentreffen geeig¬
neter Bedingungen ein einfaches erhaltungs- und fortpflanzungsfähiges
materielles System, ein Urorganismus, seinen Ursprung genommen habe,
ist ganz gut denkbar; war ein solches aber einmal da, so war es, un¬
gleich den Zufallsproducten der (anorganischen) Natur, die ebenso
wie sie entstehen auch wieder verschwinden, durch die ihm immanente
Fähigkeit, störende Einflüsse auszugleichen, vor dem Untergange ge¬
schützt und seine Fortdauer bezw. Weiterentwicklung nicht bloß
möglich, sondern nothwendig.
1) Vgl. Liebmann, a. a. O., S. 170.
2) Vgl. Bütschli, Mechanismus und Vitalismus. Leipzig 1901, S. 24 ff.