Uel)er Naturzwecke.
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igt zwar geneigt, die Allgemeingültigkeit der Causalität als ein ge¬
sichertes, wenn auch keineswegs a priori feststehendes Ergebniss der
Wissenschaft anzuerkennen, bestreitet aber ihre * Alleingültigkeit«,
da es gar keinen Grund gebe, »weshalb dieselbe Erscheinung nicht
verschiedenen Zusammenhängen eingeordnet werden könne, je nach¬
dem, mit welchen anderen Erscheinungen wir sie Zusammenhalten.«
Nun werde durch die Lebensvorgänge es nahe gelegt, an Stelle der
causalen Auffassungsweise, bei der immer zwei Glieder verknüpft
werden, die »teleologische« Aufeinanderbeziehung je dreier Glieder
treten zu lassen. Wir sehen nämlich hier in vielen Fällen, dass auf
eine Erscheinung c, die veränderlich ist (z. B. einen Lichtreiz), eine
Erscheinung d folgt, die gleichfalls veränderlich ist (Zusammenziehung
der Pupille), und auf diese eine Erscheinung e, die zu verschiedenen
Zeiten und an verschiedenen Individuen die gleiche ist (Schutz des
Auges). Diese besondere Art empirischer Gesetzmäßigkeit sei im
Gegensatz zur causalen als eine teleologische zu bezeichnen1). Der
Begriif eines derartigen dreigliedrigen Zusammenhangs ist aber voll¬
ständig unausdenkbar. Denn einmal ist das dritte Glied gar kein
concretes objectiv gegebenes Geschehen, sondern ein nur im Denken
bestehendes Verhältniss, sodann ist auch die Art der Abhängigkeit
der Glieder von einander durchaus unklar. Eine Abhängigkeit zwischen
drei Elementen kann nur so gedacht werden, dass zwei von ihnen
das dritte bestimmen; dies dritte kann hier nur das Mittelglied sein,
denn zuerst muss c gegeben sein, damit die functionelle Beziehung
überhaupt in Kraft treten kann, und e kann seiner Constanz wegen
nicht die abhängige Größe sein. Wie aber soll ein realer Vorgang d
durch etwas bestimmt werden, das wie e noch gar nicht besteht?
Ich sehe keinen anderen Weg, als dass man entweder dem e eine
ideelle Präexistenz (als Vorstellung) beilegt und dadurch den »anthro-
pomorphistischen« Gedanken der bewussten Absicht, der aus dem
1) Cossmann, Elemente der empirischen Teleologie (Stuttgart 1899), S. 23 ff.,
S.56ff.; ihm folgtReinke, Einleitungin d. theoretische Biologie (Berl. 1901), S. 74,80.
Nach Wolff (a. a. O. S.9) besteht die Finalität in der causalen Abhängigkeit
des Daseins einer Einrichtung von ihrem Effect; er gesteht zu, dass diese Ab¬
hängigkeit irgendwie vermittelt sein müsse, behauptet aber, dass die Vermittelung
nicht nothwendig eine »psychische« zu sein brauche. Ein so völlig problematischer
Begriff hat indess keinerlei Existenzberechtigung, ehe nicht die Thatsächlichkeit
derartiger Abhängigkeitsbeziehungen erwiesen ist. (Vgl. S. 434 f.)