Volltext: Ueber Naturzwecke (19)

Uel)er Naturzwecke. 
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igt zwar geneigt, die Allgemeingültigkeit der Causalität als ein ge¬ 
sichertes, wenn auch keineswegs a priori feststehendes Ergebniss der 
Wissenschaft anzuerkennen, bestreitet aber ihre * Alleingültigkeit«, 
da es gar keinen Grund gebe, »weshalb dieselbe Erscheinung nicht 
verschiedenen Zusammenhängen eingeordnet werden könne, je nach¬ 
dem, mit welchen anderen Erscheinungen wir sie Zusammenhalten.« 
Nun werde durch die Lebensvorgänge es nahe gelegt, an Stelle der 
causalen Auffassungsweise, bei der immer zwei Glieder verknüpft 
werden, die »teleologische« Aufeinanderbeziehung je dreier Glieder 
treten zu lassen. Wir sehen nämlich hier in vielen Fällen, dass auf 
eine Erscheinung c, die veränderlich ist (z. B. einen Lichtreiz), eine 
Erscheinung d folgt, die gleichfalls veränderlich ist (Zusammenziehung 
der Pupille), und auf diese eine Erscheinung e, die zu verschiedenen 
Zeiten und an verschiedenen Individuen die gleiche ist (Schutz des 
Auges). Diese besondere Art empirischer Gesetzmäßigkeit sei im 
Gegensatz zur causalen als eine teleologische zu bezeichnen1). Der 
Begriif eines derartigen dreigliedrigen Zusammenhangs ist aber voll¬ 
ständig unausdenkbar. Denn einmal ist das dritte Glied gar kein 
concretes objectiv gegebenes Geschehen, sondern ein nur im Denken 
bestehendes Verhältniss, sodann ist auch die Art der Abhängigkeit 
der Glieder von einander durchaus unklar. Eine Abhängigkeit zwischen 
drei Elementen kann nur so gedacht werden, dass zwei von ihnen 
das dritte bestimmen; dies dritte kann hier nur das Mittelglied sein, 
denn zuerst muss c gegeben sein, damit die functionelle Beziehung 
überhaupt in Kraft treten kann, und e kann seiner Constanz wegen 
nicht die abhängige Größe sein. Wie aber soll ein realer Vorgang d 
durch etwas bestimmt werden, das wie e noch gar nicht besteht? 
Ich sehe keinen anderen Weg, als dass man entweder dem e eine 
ideelle Präexistenz (als Vorstellung) beilegt und dadurch den »anthro- 
pomorphistischen« Gedanken der bewussten Absicht, der aus dem 
1) Cossmann, Elemente der empirischen Teleologie (Stuttgart 1899), S. 23 ff., 
S.56ff.; ihm folgtReinke, Einleitungin d. theoretische Biologie (Berl. 1901), S. 74,80. 
Nach Wolff (a. a. O. S.9) besteht die Finalität in der causalen Abhängigkeit 
des Daseins einer Einrichtung von ihrem Effect; er gesteht zu, dass diese Ab¬ 
hängigkeit irgendwie vermittelt sein müsse, behauptet aber, dass die Vermittelung 
nicht nothwendig eine »psychische« zu sein brauche. Ein so völlig problematischer 
Begriff hat indess keinerlei Existenzberechtigung, ehe nicht die Thatsächlichkeit 
derartiger Abhängigkeitsbeziehungen erwiesen ist. (Vgl. S. 434 f.)
	        
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