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A. Kirschmann.
eine vom Gesichtspunkte des Oeconomieprincips mehr oder minder
nützlich erscheinende conventionelle^Annahme vor uns haben, die der
Begründung in der Natur des Raumes ganz entbehrt.
Die Dreidimensionalität des Raumes pflegt gewöhnlich auch von
Seiten des Mathematikers als selbstverständlich betrachtet zu werden
und wird daher auch keiner eigentlich kritischen Erörterung unter¬
zogen. Der Begriff der Dimension gewinnt ein höheres Interesse
anscheinend erst da, wo man, über die gegebene Raumanschauung
hinausgehend, von Systemen und Räumen von mehr als drei Dimen¬
sionen redet. Es dürfte sich daher empfehlen, ehe wir an unsere
eigentliche Aufgabe, die erkenntnisstheoretische MtischeJhitereuclmng
der räumlichen Dimensionen herantreten, die Wege und Motive ins
Auge zu fassen, die zu jenem Hinausgehen über die Dreidimensiona¬
lität und zur Annahme von »höheren Dimensionen« geführt haben,
oder dazu führen könnten.
Es gibt vier verschiedene Standpunkte, die zur Construction meta¬
geometrischer Theorien Anlass gehen können: einen mystischen, einen
psychologischen, einen naturwissenschaftlichen und einen mathe¬
matischen Standpunkt. Die von dem ersten und letzten dieser Ge¬
sichtspunkte Ausgehenden wandeln auf längst ausgetretenen Pfaden;
der psychologische Gesichtspunkt hat für Zöllner den Ausgangspunkt
einer Theorie gebildet, und der naturwissenschaftliche Gesichtspunkt ist,
trotzdem ihm im Grunde am meisten Berechtigung zuerkannt werden
muss, nur ein möglicher gehliehen, da er meines Wissens keinen
Vertreter gefunden hat.
I. Der mystische Gesichtspunkt.
Der mystische Gesichtspunkt ist im wesentlichen identisch mit
demjenigen der Spiritisten und durch die Schriften Zöllners und
die sich daran knüpfenden Controversen hinlänglich bekannt. Wir
dürfen uns daher auf einige Bemerkungen beschränken, die that-
sächlich Unrichtiges in den Grundannahmen betreffen, und verweisen
hinsichtlich der allgemeinen Ablehnung auf die Arbeiten von Wundt1),
der in ebenso entscheidender wie humorvoller Weise die Absurdität
1) Essays: Der Spiritismus.