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A. Kirschmann.
diesen neiden Dimensionsbegriff, der vom Kaum unabhängig ein Erzeug¬
nis der Größenlehre bildet, jederzeit wieder auf Räumliches anzu¬
wenden. Die «-dimensionale Mannigfaltigkeit ist, so lange die Dimen¬
sionen nicht im Anschluss an eine wirklich vorhandene qualita¬
tive Mannigfaltigkeit interpretirt werden können, weiter nichts als
ein reines (also 1-dimensionales) Größengebilde mit «-Variabein.
Daher wird man auch analytisch mit diesem Dimensionsbegriff
nicht mehr leisten können, als mit dem bisherigen Begriffe der
Variabein. Ob ich von einer «-dimensionalen Mannigfaltigkeit oder
von einer Mannigfaltigkeit von «-fâcher Variabilität spreche, ist nur
eine Frage des Ausdrucks. Es kann nach obiger Definition ein Aus¬
druck, der analytisch 3-dimensional ist, etwas räumlich 2-dimensionales
bezeichnen und umgekehrt. Wenn man Ourven nur vom Standpunkt
des Längenmaßes betrachtet (wie das mit den geodätischen Linien
von Kegel- und Cylindermantel gethan werden muss, wenn man
diese Flächen zu denen vom Krümmungsmaß 0 rechnen will), so
sind sie 1-dimensional, obgleich geometrisch jede Krümmung einer
Linie die zweite Dimension voraussetzt. Anderseits kann das, was
im Räume geradlinig ist, analytisch unter Anwendung der obigen
Definition betrachtet, mehr-dimensional sein. Zwei sich gerade auf
einander zu bewegende Massen ertheilen sich gegenseitig gewisse Be¬
schleunigungen. Wenn ich die Gleichung für die Entfernung beider
Massen in irgend einem Zeitpunkt aufstelle, so erscheinen die beiden
Beschleunigungen darin als unabhängige Variabele. Obgleich die Be¬
wegung räumlich, weil geradlinig, 1-dimensional ist, so muss sie
doch analytisch durch eine Mannigfaltigkeit von 2 Dimensionen
ausgedrückt werden. Jede ungleichförmig beschleunigte, geradlinige
Bewegung ist nach obiger Definition »mehr-dimensional«. Hier ge-
rathen also der analytische Dimensionsbegriff und der räumliche, in
directen und unlösbaren Widerspruch zu einander.
Nun sagen die Mathematiker : Wir meinen auch gar nicht immer
etwas Räumliches, wenn wir von Dimensionen sprechen. Dann muss
mau aber fragen: Warum gebraucht ihr denn diesen Ausdruck mit
allgemein anerkannter, räumlicher Bedeutung? Warum redet ihr nicht
einfach von Variabelen? Hierbei geht es eben wie überall, wo man
einem Worte mit geläufiger Bedeutung einen neuen Sinn unterzu¬
schieben für nützlich hält. Man mag noch so sehr versichern, dei