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A. Kirschmann.
gehören Ebene, Cylinder- und Kegelmantel) sondern lediglich eine
Fläche bedeutet, die nicht in mehr als einer Richtung gekrümmt ist,
sollte uns hinsichtlich des Begriffs des Krümmungsmaßes stutzig
machen. Nimmt man aber den Begriff in dieser Fassung an und
willigt ein, den genannten Flächen das Krümmungsmaß 0 zuzu¬
schreiben, und die Flächen mit dem Krümmungsmaße 0 zu den
Flächen mit constanter Krümmung zu rechnen, dann hat man offen¬
bar zwei Arten von Flächen mit constanter Krümmung; eine Art
nämlich, in welcher man jede Figur oder Curve beliebig verschieben
und drehen kann, ohne die lineare Krümmung zu ändern (wie die
sphärische Fläche und die Ebene), und eine andere, in welcher man
zwar Verschiebungen in der Richtung von geodätischen Linien, nicht
aber Drehungen und Verschiebungen in den Richtungen anderer
Linien vornehmen kann (Kegel, Cylinder).
Dieser weder eindeutige noch sonst einwandsfreie Begriff des
/■ Krümmungsmaßes, der den allseitig ausgedehnten Raum voraussetzt
und nur auf Raumgrenzen anwendbar ist, wird dann auf den Raum
selbst angewandt. Während die Krümmung doch eine Richtungs¬
änderung im Raume ist, spricht man auf einmal von der Krümmung
des Raumes selbst und unterscheidet, analog der Eintheilung der
Flächen, Räume von constanter und solche von nichtconstanter
Krümmung. Dabei sollen constantes Krümmungsmaß des Raumes,
Congruenz des Raumes und freie Beweglichkeit ziemlich gleich¬
bedeutende Begriffe sein. Nun wolle man bedenken, dass Flächen
von inconstantem Krümmungsmaße uns nur im congruenten Raume,
d. h. in einem Raume gegeben sind, in welchem man ein Raum¬
gebilde frei nach allen Ortenjbewegt denken kann, ohne seine Größe
oder Gestalt zu ändern. Also dieser Raum von constanter Krüm¬
mung, und zwar dem Krümmungsmaße 0, ist die Voraussetzung der
Beurtheilung des Krümmungsmaßes von Flächen. Die Unter¬
scheidung der Constanz oder Nichtconstanz des Krüm¬
mungsmaßes im System von n — 1 Dimensionen setzt da¬
her die Thatsächlichkeit der Constanz und Congruenz des
îz-dimensionalen Systems voraus. Wenn demnach unser Raum
von 3 Dimensionen nicht ein specieller Fall einer n-dimensionalen
Mannigfaltigkeit ist, haben wir eigentlich gar kein Mittel, um nach¬
zuweisen, dass unser Raum wirklich constante Krümmung besitzt.