Volltext: Die Dimensionen des Raumes (19)

33g A. Kirschmann. 
diese Theorie vorerst nicht mehr Werth als die Versicherung, dass 
man mit dem Stein der Weisen Kupfer in Gold verwandeln könne. 
Ueberdies sind ja Gegenstände wie rechte und linke Handschuhe, 
rechtsdrehende und linksdrehende Schrauben nur annähernd con¬ 
gruent. Auch kann man schließlich eine rechte Schraube ein- 
schmelzen und eine linke daraus gießen. Also die bloße geometrische 
Möglichkeit der Körper von symmetrischer Congruenz und selbst 
das Vorkommen wirklicher Gegenstände von solchen Formen sollte 
an und für sich noch keine Veranlassung zur Annahme einer vierten 
Dimension bilden. Ganz anders aber, wenn wir uns einer That- 
sache gegenüber befinden, die uns vor die Alternative stellt, ent¬ 
weder eine derartige Annahme machen oder zugestehen zu müssen, 
dass die unser Erkennen der Natur und ihrer Gesetze ausmachende 
wissenschaftliche Verknüpfung der Thatsachen, die doch dem Ideal 
der Widerspruchslosigkeit zustreben soll, eine unüberbrückbare Lücke 
aufweist. Vor einer solchen Thatsache aber stehen wir, wenn wir in 
der Natur Körper vorfinden, die nicht bloß in ihrer äußeren Gestalt 
jene symmetrisch congruenten, nicht in einander überführbaren Formen 
aufweisen, sondern die auch innerlich in ihrer molecularen Structur, 
wie sich dies hauptsächlich durch ihr optisches und chenjisclies Ver¬ 
halten offenbart, dieselbe grundlegende Verschiedenheit zeigen. Solche 
Körper liegen vor in den enantiomorphen Krystallen. 
Die Enantiomorphie ist nichts anderes als die weiter oben erörterte 
Unüberführbarkeit symmetrisch congruenter räumlicher Gestalten. 
Bei Substanzen, die in einem Krystallsystem von mehr oder minder 
großer Symmetrie krystallisiren, kommt es vor, dass von allen mög¬ 
lichen Flächen einer Form nur die Hälfte oder ein Viertel aus¬ 
gebildet sind. Man spricht daher-von Hemiedrie und Tetartoedrie. 
Wenn von einem Paare hemiedrischer oder tetartoedrischer Krystalle 
jedes einzelne keine Symmetrieebene mehr besitzt, obgleich es dem 
anderen symmetrisch congruent ist, dann sind die beiden Krystalle 
enantiomorph. In solchem Falle spricht man von enantiomorpher 
Hemiedrie und Tetartoedrie. 
Im regulären System liefert z. B. die plagiedrische Hemiedrie und die 
aus der Combination von plagiedrischer und dodekaedrischer Hemiedrie 
hervorgehende Tetartoedrie enantiomorphe Gebilde. Im hexagonalen 
System ist die trapezoedrische Tetartoedrie, in welcher Quarz, Zinn-
	        
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