Volltext: Die Dimensionen des Raumes (19)

Die Dimensionen des Raumes. 
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kleine Helligkeits- oder Qualitätsunterschiede, im Falle des dunklen 
Schachtes oder Zimmers z. B. durch die am Rande sich allmählich 
verlierende Helligkeit der Wände hervorgerufen, auf eine Tiefe hin- 
weisen, so sind diese Eindrücke doch von anderen zweidimensionalen 
nicht verschieden. Die Gluth wird als helle orangegelbe Fläche, der 
Nebel als graue und der Schacht als schwarzer Fleck gesehen. Der 
annähernd lichtlose Schacht ist wohl viel »schwärzer« als ein gemalter, 
der ja doch besten Falles nur dunkelgrau ist und noch die Schatten 
auf sich erkennen lässt *), aber er erscheint, wenn man das, was man 
thatsächlich wahrnimmt, nicht fälschlich durch das, was man zu wissen 
glaubt, corrigirt, rein flächenhaft. Ich habe mich davon einmal durch 
ein Scherzexperiment überzeugt, das ich bei Gelegenheit einer jener 
Festlichkeiten, wie wir sie jeden Winter einmal in der Universität 
zu Toronto ahzuhalten pflegen, anstellte. Da sich unter den Gästen 
auch eine Anzahl Künstler befanden, so hatte ich eine Reihe von 
Helligkeitsstufen der farblosen Empfindungsreihe ausgestellt; sie 
bestand mit zwei Ausnahmen aus Pigmentpapieren, vom besten 
Weiß beginnend. Das drittletzte Glied war ein gutes schwarzes 
Papier, das vorletzte schwarzer Sammt, und das letzte war eine 
Oeffnung in einen ganz dunklen Raum. Diese Oeffnung unterschied 
sich ebenso gut von dem schwarzen Sammt, wie der letztere von dem 
schwarzen Papier. In einer darüber angebrachten Inschrift war auf 
die Wiedergabe dieser .Intensitätsreihe in ihren richtigen Helligkeits¬ 
verhältnissen mittelst Wasserfarben auf Papier oder Oelfarben auf 
Leinwand eine Belohnung von 100000 Dollars ausgesetzt. Bei weitem 
der größte Theil der Beschauer verstand das Problem überhaupt nicht. 
Sie hielten die Oeffnung für ein gutes schwarzes Pigment, was sich 
m der Malerei ebenso gut wiedergeben lassen müsse wie die anderen. 
Viele aber, die die dunkle Oeffnung für »besseren« Sammt oder dergl. 
hielten, zogen die Hand erschreckt zurück, wenn sie hei dem Ver¬ 
suche, die vermeintliche schwarze Fläche zu berühren, keinen Wider¬ 
stand trafen. Niemand aber sah ohne weitere Untersuchung durch 
den Tastsinn, dass es sich um eine Oeffnung in einen leeren Raum 
handelte. 
1) Vgl. meine Arbeit über die ästhetische Bedeutung des Helligkeits- und 
Parbencontrastes. Philos. Stud. VH, S. 362 ff.
	        
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