Volltext: Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte (19)

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Friedrich Kiesow. 
Wir übergehen die Einzelheiten der weiteren Arbeiten, durch 
welche diese Thatsachen immer mehr bestätigt und geklärt wurden 
und welche mehr die Anordnung, Vertheilung und Endigungsweise 
der Nervenfasern im Einzelnen verfolgten. In späteren Arbeiten werden 
wir etwas näher darauf eingehen, es sei daher hier auf die werthvollen 
Untersuchungen von Merkel, Ebner, v. Mises, van Gehuchten, 
Orrù, Sertoli, ßetzius, Szymonovicz und Anderer, wie besonders 
auf die unlängst von Leontowitsch erschienene umfangreiche Abhand¬ 
lung nur verwiesen *). Durch alle diese mühevollen Studien ist immer 
mehr festgestellt worden, dass alle Haare mit Nerven versorgt sind, die 
sich unterhalb der Talgdrüsen inseriren und hier ein nach den einen 
mehr, nach anderen weniger geschlossenes Gefüge bilden, das als 
Nervenring (Schöbl-Jobert), korbartiges Geflecht (v. Mises), Netz, 
Nervenkranz oder anders bezeichnet wird. Schließlich gibt v. F rey2) 
an, dass auch er beim Menschen an Dickenschnitten bei Anwendung 
der Goldfärbung dieses Gebilde an jedem Haar gesehen hat. Was 
die Endigungsweise der Nerven im Einzelnen betrifft, so dürfte hier 
bei der großen Oomplicirtheit des Organs trotz des Zusammenwirkens 
der namhaftesten Forscher eine Einigkeit auch noch kaum erzielt worden 
sein. Auch die Befunde von Leontowitsch werden zumTheil vielleicht 
noch der Kritik zu unterwerfen sein. Aus der erwähnten Arbeit sei 
nur noch hervorgehohen, dass dieser Forscher die Mannigfaltigkeit im 
Bau des Haares, welche frühere Autoren aus der Verschiedenheit der 
verwendeten Thierarten erklärten, zum Theil auf seine verschiedenen 
Altersstufen zurückzuführen sucht. Er unterscheidet in der Haar¬ 
entwicklung fünf Stadien, die Bildung des Nervenrings beginnt nach 
ihm im dritten. 
Hiermit sind die Functionen der Haare nicht erschöpft3), uns 
interessirt aber hier nur die so vielseitig festgestellte Thatsache, dass 
jedes Haar ein specifisch adaptirtes Tastorgan ist. Ebenso gewiss 
ist aber, was immer der weitere Gang der Forschung erbringen möge, 
1) Cit. Abhandl. in Intern. Monatsschr. f. Anat. u. Physiol. VIII, S. 142 ff. 
Vgl. ebenso W. Wundt, Grundzüge d. physiol. Psychologie, 5. Aufl. I, S. 396. 
2) Cit. Abhandlung, S. 254. 
3) Vgl. S. Exner, Die Function der menschlichen Haare. Wiener klin. 
Wochenschr., 1896, IX, 14, S. 237. — Ueber die elektr. Eigenschaften der Haare 
und Federn. Pflüg er’s Archiv LXI, S. 427 ff. Vortr. des Vereins zur Verbrei¬ 
tung naturwiss. Kenntnisse in Wien, XXXVI, 3, 1896.
	        
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