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Friedrich Kiesow.
natürlich nicht zu. Wie durch mechanische konnten diese Forscher
den Nachweis isolirter Tastapparate in der Körperhaut auch durch
elektrische Reizung führen. Die so auf die Haut projicirharen Punkte,
von denen aus durch minimale mechanische und elektrische Reizung
die Tastempfindung auslösbar ist, bezeichnet Bl ix als Druckpunkte,
welchen Ausdruck Goldscheider acceptirt und dem der Tastpunkte
vorzieht. In Bezug auf die Haare der Körperoberfläche gelangte
Blix zu dem Ergebniss, dass wahrscheinlich alle Haare Tast¬
haare seien. Diese Folgerung gründete sich auf die Beobachtungen,
die er über die Frage anstellte, ob an behaarten Hautstellen Druck¬
punkte und Haarpapillen örtlich zusammenfallen oder nicht. Es er¬
gab sich, dass auf der Rückseite der Hand »recht viele« Druckpunkte
zwischen den Haarfollikeln zu finden waren, dass sie aber höher auf
den Arm hinauf mehr »spärlich« gefunden wurden und auf dem
Oberschenkel überhaupt nicht mehr zu constatiren waren. Blix will
aber diese Frage nicht endgültig entschieden haben, sondern lässt
die Möglichkeit zu, dass, auch wo er gesonderte Druckpunkte sah,
rudimentäre Hautpapillen seiner Aufmerksamkeit entgangen sein
könnten1). Goldscheider beschreibt eine andere Anordnung der
Druckpunkte, doch spricht auch er von Anhäufungen dieser an den
Haaren2).
Eine weitere Förderung erhielten diese Forschungen durch
M. v. Frey3). Seine Arbeiten bilden chronologisch die Weiterführung
derjenigen von Blix und Goldscheider4). Durch die von ihm ein¬
geführten sogenannten Reizhaare ist es nicht nur möglich geworden,
die einzelnen Tastapparate mit größter Exactheit auf die Hautfläche
zu projiciren, sondern auch die Empfindlichkeit jedes einzelnen Punktes
in bisher nicht erreichter Weise zu bestimmen. Diese Messung der
Empfindlichkeit der Tastpunkte hat, wie v. Frey zeigt, nach Span¬
nungseinheiten zu geschehen, d. h. durch den Reizwerth, den man
erhält, wenn man das Gewicht, das ein solches Haar auf der
1) A. a. O., S. 157.
2) Ges. Abhandl., S. 192.
3) M. v. Frey, Beiträge zur Physiologie des Schmerzsinnes und der Haut,
1,_4. Mitth., Leipziger Berichte 1894—97. — Untersuch, über die Sinnesfunctionen
der menschlichen Haut; Leipziger Abhandl. XXIH, HI, 1896.
4) Auf die Arbeiten Dessoir’s wird in einem anderen Zusammenhänge ein¬
gegangen werden.