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Friedrich Kiesow.
indirect mitgereizt wurden. Aus eben dem Grunde ist auch die ganze
von ihm beschriebene Anordnung nicht der thatsächlich vorhandenen
entsprechend, die aus den Tabellen erkennbaren Schwankungen dürften
auch hierin Blix gegenüber Goldscheider Recht geben. ImUebrigen
mag hier ausdrücklich hervorgehoben werden, dass durch diese, wie
durch weitere kritische Bemerkungen die Goldscheider’sehen Ar¬
beiten nicht im geringsten unterschätzt werden sollen, ich fühle mich
vielmehr verpflichtet, hier zu betonen, wie viel Anregung und Be¬
lehrung ich aus seinen Schriften gewonnen habe.
Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass auf den behaarten Haut¬
stellen die Haare, wenn nicht durchweg und ohne Unterschied die
einzigen, so doch die hauptsächlichsten Tastorgane sind, verlangte
mich, über deren Vertheilung eine bessere Vorstellung zu gewinnen,
als dies aus den bis dahin veröffentlichten Untersuchungen möglich ist.
Ich fand hierüber in der Litteratur nur spärliche Angaben. Außer
einigen älteren von Withoff, dessen Originalarbeit ich nicht erlangen
konnte und dessen Befunde, wie sie mir vorliegen, in Bezug auf die An¬
gabe der Stelle, wo sie gesucht wurden, nicht sehr bestimmt sind1), dürfte
neben den wenigen Mittheilungen v. Urey’s2) und einer Bestimmung
E x n e r’s f ür die Kopfhaut3) hierüber kaum etwas Genaueres bekannt sein.
Nun hat freilich schon v. Frey darauf hingewiesen4), dass die
Haare als Tastorgane weniger über die Stärke, Dauer und Umfang
der mechanischen Eindrücke zu unterrichten vermöchten, als über
deren Vorhandensein überhaupt, dass sie weniger die Wahrnehmung
andauernder Belastungen als vielmehr die flüchtiger Eindrücke ver¬
mittelten, Ueberlegungen, die den Verfasser dazu führten, die Leistungen
der eigentlichen Tastflächen und die der behaarten Haut in dieser
1) Ich fand die Befunde Withoff’s mitgetheilt bei H. Beaunis et A. Bou¬
chard, Nouveaux éléments d’Anatomie descriptive et d’Embryologie, 12. éd.,
p. 973. 1873. Es heißt hier: »Quant à leur nombre, on trouve les chiffres suivants
pour un quart de pouce carré: vertex, 293; occiput, 226; partie antérieure du
crâne, 211; menton, 39; pubis, 34; avant-bras, 23; dos de la main, 19; face antérieure
de la cuisse, 13 (Withoff). Tantôt ils sont isolés, d’autres fois réunis par groupes
de 2 à 6.« 2) A. a. O., S. 222.
3) Ygl. a. a. O., in Wiener med. Wochenschr., S. 240.
4) A. a. O., S. 237 f.