Volltext: Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte (19)

Ueber Vertheilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte. 
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Tastkörperchen, Tastzellen u. s. w. bezeichnet hat, seit längerer Zeit 
sowohl von physiologischer wie von anatomischer Seite auf den Antheil 
hingewiesen worden, der den Haaren hei der Vermittelung tactiler Ein¬ 
drücke zukommt, und es ist interessant zu verfolgen, wie hierin, wie 
in der ganzen Frage überhaupt, soweit sie nach ihrer allgemeinen 
Seite für uns in Betracht kommt, die beiden Wissenszweige schlie߬ 
lich zu demselben Resultate gelangen. 
Obwohl im Allgemeinen bereits seit längerer Zeit bekannt war, dass 
durch die Haare Empfindungen ausgelöst werden (Albr. v. Haller1), 
bezeichnete den Bulbus als »sensüis«), ist von physiologischer Seite doch 
wohl erst im Jahre 1858 durch die bekannte Arbeit von Aubert und 
Kammler2) für diese Thatsache der experimentelle Beweis erbracht 
und zugleich der Versuch gemacht worden, hiefür numerische Bestim¬ 
mungen auszuführen. So werthvolle Resultate die von diesen Forschern 
angewandte Methode in ihrer Hand ergeben hatte, konnte sie weiteren 
Ansprüchen nicht mehr genügen, und es bedeutete daher einen großen 
Fortschritt, als Magnus Blix3) im Jahre 1885 völlig neue Wege ein¬ 
schlug. Der bahnbrechende Schritt, zu dem Blix und nach ihm 
A. Goldscheider4) geführt wurde, bestand in der Erkenntniss, dass die 
Auslösung tactiler Eindrücke von Organen geschehe, die von denen, 
die der Aufnahme thermischer Reize dienen, verschieden sein müssten. 
Mit Hülfe eines eigens für diesen Zweck construirten Hebelapparates 
gelang es Blix, durch momentan von der freien Spitze eines Pferde¬ 
haares auf gewisse Hautstellen (Haut der linken Hand und des linken 
Unterarms, einige Stellen der unteren Extremität) ausgeübte minimale 
Drücke die einzelnen Tastorgane der oberflächlichen Hautschichte 
isolirt zu reizen und zum Theil ihre Empfindlichkeit zu bestimmen. 
Goldscheider, bei dem, wie er angibt, andere Gesichtspunkte im 
Vordergründe standen, vereinfachte das Verfahren dahin, dass er 
eine Nadel oder ein zugespitztes Hölzchen leicht und schräg auf die 
Haut aufsetzte5). Eine messende Bestimmung ließ diese Methode 
1) A. v. Haller, Primae lineae physiologiae, Gottingae MDCCLI, p. 268. 
2) H. Aubert u. A. Kammler, Untersuchungen über den Druck- und Raum- 
sinn der Haut. Moleschott’s Untersuchungen u. s. w, V, S. 145 f. 
3) M. Blix, Experimentelle Beiträge zur Lösung der Frage über die spec. 
Energie der Hautnerven. Zeitschr. f. Biologie XXI, S. 145 f. 
4) A. Goldscheider, vgl. die betr. Arbeiten in »Gesammelte Abhandlungen* 
h 1898. 5) Ges. AbhandL, I, S. 188.
	        
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