Volltext: Psychologie und Nervenheilkunde (19)

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Willy Hellpach. 
sich dabei eben um gar keine Permanenz, sondern nur um eine 
außergewöhnliche Leichtigkeit, mit der bestimmte Empfindungen 
unter die Schwelle des Bewusstseins sinken, wenn sie appercipirt 
werden sollen. 
Diese psychologische Auffassung wird durch die mit ihr anschei¬ 
nend recht schwer zu vereinbarenden Regelmäßigkeiten in der Ausdeh¬ 
nung mancher Anästhesien geradezu gestützt. Die Gürtel-, Strumpf-, 
Aermelform, die halbseitige Anästhesie werden nur verständlich, wenn 
wir das psychologische Band bedenken, das jene umschriebenen Be¬ 
zirke einander ähnlich macht. Es ist eine Aehnlichkeit der qualita¬ 
tiven Färbung, die uns zwei Körperstellen als linksseitig, oder als 
symmetrisch localisiren lässt. In einer Reihe von Fällen scheinen 
danach alle durch jene Aehnlichkeit ausgezeichneten Empfindungen 
der eigenartigen apperceptiven Auslöschung unterworfen zu sein; wir 
können den Satz auch so aussprechen, dass in der Hysterie die 
apperceptive Auslöschung von Empfindungen mit einer ge¬ 
wissen Vorliebe als die Function eines Localzeichens oder 
einer Localzeichengruppe auftrete, und dass diese Tendenz 
symptomatisch in der Häufigkeit der umschriebenen, der symmetri¬ 
schen, der halbseitigen Anästhesien ihren Ausdruck finde. Die 
Pathologie der Hysterie wird natürlich bestrebt sein, die physiolo¬ 
gischen Substrate der apperceptiven Auslöschung wie ihres Gehunden¬ 
seins an Localzeichengruppen zu ermitteln. Denn das ist keine 
psychologische Aufgabe mehr; unser inneres Erleben bietet keine 
Lösung für die Frage, woher die qualitativen Differenzen und Aehn- 
lichkeiten stammen, die wir als Localzeichen benennen, sondern diese 
Qualitäten sind die letzten Thatsachen, die wir in uns selber vor¬ 
finden. Halten wir uns an den modernen Standpunkt, dass min¬ 
destens diesen elementarsten psychischen Vorgängen, sofern sie ver¬ 
schieden voneinander sind, auch verschiedene Substrate zugehören, 
stellen wir uns also auf den Boden des Princips von der Localisation 
der Functionen, innerhalb jener Denkmöglichkeitsbreite freilich, die 
sich von seiner Auffassung durch Wundt his zu seiner Auslegung 
durch Hering erstreckt, und unter Ablehnung aller über die psy¬ 
chischen Elementarprocesse hinausgreifenden Localisationspliantasien 
— so werden wir der Physiologie des kranken Nervensystems die 
Mühe zuweisen müssen, uns darüber aufzuklären, welche Alterationen
	        
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