Volltext: Psychologie und Nervenheilkunde (19)

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Willy Hellpach. 
andern, bei denen auch die Prüfung keine irgendwie geartete Stere- 
agnosie nachzuweisen vermag. Daraus geht hervor, dass die Du- 
chenne’sche Stereagnosie erst eintritt, wenn die Apperception sich 
den stereognostischen Aufgaben zuwendet, dass die anscheinend cen- 
tripetale Störung eine apperceptive, eine im Machtbereich des Wollens 
sich vollziehende Veränderung bedeutet, dass die unsere räumlichen 
Tastvorstellungen constituirenden Empfindungen in dem Augenblicke 
erlöschen, wo sie appercipirt werden sollen: die Kranken fühlen, so¬ 
lange sie nicht fühlen wollen. 
Es scheint mir nicht ausgeschlossen zu sein, dass auf diesen Um¬ 
stand eine psychologische Oomponente der kataleptischen Erscheinungen 
sich gründet. Ich bin weit entfernt davon, Phantasien nachzujagen, 
und gebe ohne weiteres zu, dass die Katalepsie, das Verharren der 
Glieder in den erzwungensten Stellungen, noch zu wenig untersucht 
ist, um in ihren Ursachen aufgeklärt zu werden. Die kataleptischen 
Leistungen sind ja erstaunliche und gehen weit über das hinaus, was 
wir am normalen Organismus selbst bei höchster Kräfteanspannung 
erleben. Dieses Maß, vereint mit der mehr oder minder deutlich 
ausgeprägten wächsernen Biegsamkeit der kataleptischen Glieder, legt 
es außerordentlich nahe, an physiologische Alterationen zu denken, 
die unbeeinflusst von den psychischen Erlebnissen wirken. Ander¬ 
seits machen aber die aus der Hypnose geschöpften Erfahrungen es 
wahrscheinlich, dass die Katalepsie, wenigstens bis zu einem gewissen 
Grade, eine psychisch bedingte, eine Willensstörung sei. Wir finden 
ja bei den Hypnotisirten, bei Hysterischen, bei Katatonischen kata- 
leptische Erscheinungen, denen eine verhältnissmäßig enge Grenze 
gesteckt zu sein scheint: der erhobene Arm fängt nach einiger Zeit 
an zu zittern und sinkt herab. Hier wird also die kataleptische 
Leistung durch die eintretende Ermüdung beendet. In diesen Fällen 
möchte ich annehmen, dass das außergewöhnliche Maß dieser Leistung 
ermöglicht wird durch eine hochgradige Herabsetzung der Müdigkeits¬ 
empfindungen in den beanspruchten Muskelgruppen eben mittels jener 
apperceptiven Auslöschung der centripetalen Erregungen, die wir für 
die Deutung der Duchenne’chen Stereagnosie in Betracht zogen. 
Da die Katalepsie in diesen Fällen ein Theil des als Befehlsauto- 
matie bezeichneten Zustandes, also einer ganz zweifellosen Willens¬ 
alteration ist, so würde zu der voluntaristischen Auffassung von der
	        
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