Volltext: Psychologie und Nervenheilkunde (19)

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Willy Hellpach. 
der Begriff der Suggestion überhaupt einen Werth für die Discussion 
krankhafter Erscheinungen haben kann. Auch Hirschlaff hat für 
eine solche Einengung plaidirt, ihr allerdings eine von Löwenfeld 
mit Unrecht als zu eng bezeichnete, in Wahrheit ganz verfehlte 
Fassung gegeben: nach ihr soll es sich um eine Suggestion handeln, 
wenn eine in ihrem Inhalte der Wirklichkeit nicht entsprechende 
Vorstellung von einem Menschen realisirt wird. Darauf kommt es 
indessen gar nicht an. Nicht die Unwirklichkeit, sondern die, wie 
ich es nennen möchte, complette Zwecklosigkeit einer Handlung 
deutet darauf hin, dass sie suggerirt sei. Tanzen ist sicherlich eine 
logisch zwecklose Sache; aber es ist der Ausdruck einer gehobenen 
Stimmung, und insofern gefühlsmäßig zweckvoll. Dieser partiellen 
Zwecklosigkeit unzähliger Handlungen in jedes gesunden Menschen 
Dasein steht die complette Zwecklosigkeit der suggerirten Handlung 
gegenüber. Diese ist also gar keine Handlung im psychologischen 
Sinne, sie ist ein passives Erlebniss, über dessen Eintritt der Sugge- 
rirte selber gar keine Kechenschaft zu geben weiß — ein psychogener 
Vorgang. In dieser Schlussfolgerung, welche die hysterischen Er¬ 
scheinungen mit den durch hypnotische oder einfache Eingehung 
entstandenen psychologisch völlig gleichstellt, stimme ich Moebius 
unbedingt zu, so schroff ich freilich zur Deutung der psychogenen 
Thatsachen beider Gruppen den Weg durchs Unbewusste einzuschlagen 
ahlehne; ich bekenne mich auch ebenso unbedingt zu der praktischen 
Consequenz, die v. Strümpell für den Nervenarzt aus jener Gleich¬ 
stellung zieht: dass einen Hysterischen mit hypnotischer Eingebung 
behandeln weiter nichts heißt, als ihn noch hysterischer machen. 
Wird man sich über das Charakteristische der Suggestion in dieser 
Weise klar, so ist eine psychologische Vermengung von hysterischen 
und neurasthenischen Erscheinungen ganz unmöglich. Löwenfeld 
gebraucht noch das tolle Wort: » Hy st ero-N eurasthenie «. Und doch 
sollte man meinen, dass jene classische Differentialabhandlung von 
Moebius, aus der nur der Unhewusstheitssatz hier zurückgewiesen 
werden musste, ein für allemal den Unterschied zwischen den körper¬ 
lichen, namentlich den motorischen Vorgängen bei Hysterischen und 
denjenigen hei Hypochondern klargelegt hätte. Jene Studie knüpft 
an zwei Erscheinungen an, die dem Unkundigen — auch viele Aerzte 
zählen dahin — als völlig gleiche ins Auge stechen können, zumal
	        
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