Volltext: Psychologie und Nervenheilkunde (19)

[Psychologie und Nervenheilkunde. 
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baren psychophysischen Wechselwirkung, oder eines erkenntniss- 
theoretischen Monismus im Sinne Wundt’s entschieden werden — 
an der schlichten Thatsache jenes Zusammenhanges ist nicht zu 
rütteln, und wenn wir sie in dem Functionsgleichniss zum Ausdruck 
bringen, so kann keine der umstrittenen philosophischen Meinungen 
sich begünstigt, keine sich zurückgesetzt fühlen. 
Allerdings braucht diesem negativen Vorzug noch kein positiver, 
der Unanstößigkeit des Functionsbegriffes noch nicht seine Frucht¬ 
barkeit für das pathologische Forschen zu entsprechen. In der That 
begegnet seine Anwendung gerade innerhalb des neuropathologischen 
Gedankenkreises nicht unerhehlichen Schwierigkeiten. Sie müssen 
dem Nervenarzt sich um so stärker auf drängen, je entschiedener seine 
Wissenschaft neuerdings auf ihrem Entwicklungspfade in den Bereich 
jenes Schlagschattens geräth, den die Psychiatrie auf das medicinische 
Denken wirft. Nach der Seite der inneren Medicin hin sind ja die 
Beziehungen der Nervenheilkunde dauernde und durchaus erfreuliche 
geblieben. Zwar hat es durchaus nicht an Streitfragen gefehlt, 
welche die Erkrankungen des Rückenmarks, des Gehirns, auch des 
peripheren Nervensystems aufwirbelten; aber seihst so verwickelte, 
so tief ins Psychische hineinreichende Störungen, wie die Ataxie, die 
Aphasie, die Individualisirung apoplektischer Lähmungen — um nur 
drei herauszugreifen — sind von Klinikern, die das Riesengehiet der 
gesammten inneren Medicin zu verwerthen hatten, in durchaus muster¬ 
gültiger Analyse der einzelnen Erscheinung, in vielfach geistreicher 
und doch meist wohlüberlegter, kühler Interpretation unserem Ver- 
ständniss um ein gutes Stück näher gerückt worden. Desto schlim¬ 
mere Verwirrung aber ist auf der anderen Seite eingerissen, wo die 
Nervenheilkunde der Wissenschaft von den Geistesstörungen die Hand 
reicht. Lange genug hatte die theologische Auffassung des Irreseins 
die Verbindung der Psychiatrie mit der übrigen Medicin verhindert. 
Als dann dieses Vorurtheil gebrochen war, und man in der Dementia 
paralytica sogleich ein klassisches Krankheitsbild vor sich hatte, das 
schwere nervöse mit schweren psychischen Symptomen vereinigte, da 
wurde das wissenschaftliche Zusammenarbeiten beider Disciplinen 
einfach zur Thatsache, zur Nothwendigkeit. Die endgültige Ver¬ 
wischung der Grenzen knüpft sich freilich erst an die Namen Charcot 
und Beard. Mit dem umfassenden Studium der Hysterie, der 
Wundt, Philos. Studien. XIX. 13
	        
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