Volltext: Psychologie und Nervenheilkunde (19)

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Willy Hellpach. 
Erscheinungen zunächst einmal eine gemeinsame Grundlage gegeben. 
Ich weiß nicht, oh sie einer eindringlichen Kritik standzuhalten ver¬ 
mag ; das Negative aber ist mir sicher, dass wir uns niemals auf die 
unbewussten Eactoren einlassen dürfen, dass es besser ist, die Hysterie 
gar nicht, als mit mystischen Hülfsmitteln zu deuten. »Jenseits des 
Bewusstseins« hört jede Psychologie auf; dort fängt entweder die 
Physiologie oder die Metaphysik an, und welche von beiden für das 
Yerständniss psychischer Zusammenhänge weniger zu leisten vermag, 
soll hier nicht untersucht werden. 
Um so weniger ist es mir auch begreiflich, dass Kraepelin den 
französischen Theorien eine gewisse Anerkennung ausspricht, um gleich 
darauf mit starker Ironie gegen die Hypothese von Breuer und 
Freud zu polemisiren, nach der die Hysterie in den Nachwirkungen 
geschlechtlicher Erlebnisse aus der frühen Kindheit ihre wesentliche 
Ursache haben soll. Lassen wir es dahingestellt, wie weit es sich 
klinisch dabei um leere Phantastereien handelt. Psychologisch ist 
allerdings die Art, wie die Autoren ihre Belege sich verschaffen, 
absolut unbrauchbar. Das Ausfragen im Zustande der Hypnose ist 
durch die denkwürdige, von den Hypnotismusenthusiasten darum wohl 
auch meistens nicht erwähnte Abhandlung unseres Jubilars als eine 
Methode gekennzeichnet worden, die mit dem Verfahren der wissen¬ 
schaftlichen Forschung nichts zu thun hat. Aber rein theoretisch 
betrachtet, steht die Breuer-Freud’sche Hypothese viel mehr auf 
dem Boden der Denkmöglichkeit, als Janet’s Bewusstseinsspaltung 
oder Moebius’ von »jenseits des Bewusstseins« wirkende Vorstell¬ 
ungen. Wir wissen, dass den Erlebnissen der Kindheit eine überaus 
feste Gefühlsfärbung innewohnt, die sich im späteren Lehen oft ganz 
unvermuthet über unser Inneres breitet, ohne dass die sie tragenden 
Vorstellungen zu klarer Erinnerung gelangten, dass aber mit deren 
Eintritt jene Stimmung abklingt. Zu solcher Fortwirkung sind wie¬ 
derum die ersten geschlechtlichen Ereignisse am allermeisten geeignet. 
Es ist eine starke Unterschätzung der Pubertät, wenn Kraepelin 
von »längst vergessenen sexuellen Erfahrungen« spricht, durch die 
unsere Seele nach jener Theorie ihr Gleichgewicht verlieren soll. 
Ich habe wenigstens immer beobachtet, dass die Mehrzahl der Men¬ 
schen ihr späteres Liebesieben recht leicht überwinden, dass die 
frühesten, der Geschlechtsreife oft lange vorauseilenden geschlecht-
	        
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