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Ewald Flügel.
errat, vel dubia dicit, vel vana, vel probationes légitimas non affert
sui capitis stultitia obstinatus. — Die 3. Dist. enthält eine scharfe
Kritik einer Grammatik, die dem Aristoteles fälschlich zugeschoben
wurde (Charles 360; ist dies Basingestoke’s Donatus Græcorum?
Sie beginnt: Scientia est ordinatio depicta in anima universitatis et
diversitatis causatorum und, wie ich aus Thurot 51 ersehe, findet
sich dieser Anfang in Ms. 11277 der Bibi. ïmpér.). — Nach Charles
360 folgt eine lange Liste der griechischen Lehnworte im Lateinischen
[die gleiche wie Comp. St. 441 ?], darauf ein Abschnitt über die Zahl¬
zeichen und Ignoranz derselben bei Theologen, Medicinern, Astro¬
nomen und den Bischöfen, die sie zu den kirchlichen Consecrationen
brauchten. Endlich folgen Capitel über Accentuation, Prosodie, die
[drei] Declinationen und Conjugationen. Die Grammatik schließt mit
dem Paradigma tout«) [Brewer Op. Ined. LXIY].
Um zum Schlüsse ein zusammenfassendes Urtheil über Bacon’s
Stellung in der Geschichte philologischer Studien zu geben, müssen
wir zunächst feststellen — mit dem Vorbehalte, dass die noch un¬
veröffentlichten Werke dies Urtheil verändern mögen —
1. dass Bacon dem Sprachstudium keine hohe, selbständige Stel¬
lung unter den Wissenschaften zuerkennt, denn das Studium der
Sprachen ist für ihn ein Hülfsmittel für die Theologie und Philosophie;
2. dass Bacon auch den allgemeinen sprachphilosophischen Fragen
(ebenso wie der Logik) kein besonderes Interesse entgegenbringt, und
zu keinem systematischen Aufbau einer Sprachwissenschaft schreitet,
wie Alpharabius erstmalig wenigstens versucht;
3. dass sich bei Bacon keine originellen neuen Gedanken über
das Wesen der Sprache oder der grammatischen Kategorien finden;
4. dass Bacon — trotz der verstreuten Bemerkungen über lebende
Sprachen — diese letzteren nicht ernstlich in das Bereich seiner
Betrachtungen zieht, dass er in dieser Hinsicht den großen Schritt,
den Dante that, nicht vorbereitete.
Aber trotz dieser Abzüge müssen wir erkennen, dass Bacon einen
ehrenvollen Platz in der Geschichte der Philologie verdient,
1. vor Allem — und dies entspricht seiner allgemeinen Bedeutung
in der Geschichte des menschlichen Geistes — wegen der scharfen
Kritik, die er ausübte an den grammatischen Traditionen, aus denen
sich seine Zeitgenossen nicht befreien konnten ;