Volltext: Roger Bacon‘s Stellung in der Geschichte der Philologie (19)

Roger Bacon’s Stellung in der Geschichte der Philologie. 
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7. Es gibt keine grundlegenden Originalwerke (textus) im Latei¬ 
nischen — das Corpus Juris Canonici und Civilis seien keine textus, 
sondern nur constitutiones praelatorum1) et principum (465) 
__ man solle zur Quelle selbst zurückgehen und nicht die trüben 
abgeleiteten Wässer trinken2). 
8. Ein achter Grund ist die Unmöglichkeit, aus einer fremden 
Sprache zu übersetzen3). 
9. Die Fülle der technischen Ausdrücke aller Wissenschaften, 
welche dem Lateinischen aus fremden Sprachen geflossen sind4 5). 
10. Wie Aristoteles muss die Bibel im Original gelesen werden. 
11. Alle Uebersetzungen von philosophischen Werken ins Latei¬ 
nische sind mangelhaft und irreführend. 
12. Es fehlen Uebersetzungen von biblischen Büchern, von wichtigen 
griechischen Kirchenvätern, selbst von Josephus6). Die Kirche schlum¬ 
mere in dieser Hinsicht, und habe seit 70 Jahren nichts gethan, mit 
Ausnahme dessen, was Grosseteste für Dionysius geleistet habe 
(Mirum est de negligentia ecclesiae); seit den Tagen des Papstes 
Dama sus habe es weder einen Papst gegeben, noch einen niederen 
Geistlichen, der sich um Uebersetzungen ernstlich gekümmert habe. 
13. Die ursprünglich gut übersetzten Texte sind im Laufe der 
Zeit corrumpirt, und können nicht verbessert und verstanden, er¬ 
klärt und gelesen werden ohne Kenntniss der Ursprachen6). Diesem 
13. Grunde hat Bacon eine ganze Beilie von Gedanken eingefügt, 
welche seine ausgebreitete Kenntniss ebenso zeigen, wie seinen Scharf¬ 
sinn und die unglaubliche Ignoranz der Zeitgenossen. Er spricht 
über die Nothwendigkeit des Griechischen a) zur Bestimmung der 
1) Das Lob des Can. Jus zu Anfang des Op. Maj. (1, 34 f. vgl. 66) klingt 
ganz anders! Gegen das Jus Civ. vgl. Comp. St. 419. 
2) Eine poetische Stelle S. 466. 
3) Der erste Grund des Op. Maj. 
4) Der zweite Grund des Op. Maj. Es folgt hier (S. 468) die Anecdote aus 
seiner Pariser Lehrzeit (?) mit den spanischen Studenten, die er auch im Op. Maj. 
1) 67; Op. Tert. 91 erwähnt; ferner die Bemerkung über die Aristoteles-Ueber- 
setzungen, die besser verbrannt würden, und die Grosseteste völlig vermieden 
abe, sich auf das eigene experimentum und andere Autoren verlassend. 
5) Der vierte Grund des Op. Maj. Ich weiche hier von Brewer’s Randglosse 
474 ab. 
6) Vgl. bereits Augustin. De Doctr. Christ. 2, 13, den B. citirt S. 475, 478, 
a ßr kritisch genug verbessert.
	        
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