Volltext: Roger Bacon‘s Stellung in der Geschichte der Philologie (19)

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Ewald Flügel. 
Tiefe zu finden«, »um jede Wahrheit stünden zahllose Sophismen« 
u. s. f. Zur Untersuchung von großen Fragen genüge eine Zeit¬ 
epoche nicht !) und »die Menschheit der Zukunft wird manches 
wissen, was uns noch unbekannt bleibt, und die Zeit wird 
kommen, wenn die Nachwelt sich wundern wird, dass wir 
manch Offenbares nicht gewusst haben!« . . . Nach diesen 
großartigen Worten führt er ein Beispiel an statt vieler, aus Gregor. 
Hiob 36, 43, wo dieser hl. Mann vielleicht nicht Zeit gehabt habe, 
mehrere Schrifttexte zu vergleichen und nachzuprüfen, wie die Stelle 
im Griechischen und Hebräischen lautete. Zum Schlüsse tadelt er die 
Thorheit der modernen Theologen (vulgus modernorum theologorum 441), 
welche Ignoranten die Erklärung des Gregor zu retten suchten. 
5. (441). Alle [lateinischen] Heiligen und Weisen lernten Grie¬ 
chisch und Hebräisch wegen der eigenen Sprache; denn das Latein 
enthalte viele Worte jener Sprachen, die man ohne Kenntniss jener 
Sprachen weder schreiben, noch aussprechen, noch erklären, noch 
decliniren könne. Bacon gibt dann eine lange alphabetische Liste 
solcher griechischer Fremdworte im Latein a) aus der gewöhnlichen 
Bede (abyssus, adamas, aer etc.), b) aus der kirchlichen Sprache 
(443 : agios, anachoreta etc.), c) aus der wissenschaftlichen Termino¬ 
logie der Gelehrten (444 : alphabetum, syllaba etc.). Eine viel kürzere 
Liste von hebräischen Fremdworten folgt (445)1 2), aber die chaldäischen 
und arabischen »unzähligen« Fremdworte übergeht er »für diesmal« 
(ad hanc horam 446). 
Seine kritischen Schlussfolgerungen aus den von ihm angeführten 
AVorten sind: a) dass sie für lateinische gehalten werden, wo sie es 
nicht sind; b) dass ihre Etymologien falsch gegeben werden; c) dass 
sie falsch geschrieben und falsch ausgesprochen werden ; folgt scharfe 
Kritik der Lügner Papias u. s. w. (447)3). 
6. Die lateinische Grammatik könne nicht ohne Griechisch ver¬ 
standen werden (464)4). 
1) Ein Gedanke, der von Seneca, Natur. Quæst. 7, 31 angeregt ist, vgl. 
Brewer S. 440. 
2) Die hier in Brewer’s Ms. gegebene Capiteleintheilung stört. 
3) Das letzte Capitel ist so angeschwollen, dass B. zu Anfang des 8. Capitels 
S. 464 das Vorhergehende resümirt. 
4) B. will nicht auf Einzelheiten eingehen und verweist auf Pris ci an, Donat 
(Major) und Servius; vgl. den achten Grund des Op. Maj.
	        
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