Eoger Bacon’s Stellung in der Geschichte der Philologie. 183
heit in der Schrift ausgegossen habe, damit die Schönheit und
Würde der göttlichen Weisheit erkannt würde, deshalb solle und
müsse der Theologe zum hebräischen Texte zurückkehren ut sei at
ex ips° fonte dulcius haurire aquas sapientiae ;S. 267)1 4).
Denn die lateinischen Uehersetzer — schließt Bacon den Hiero¬
nymus hier ein? —hätten nicht jene poetische Gabe (illam musicae
potestatem), wie die Patriarchen und Poeten, und so sei die lateinische
Uebersetzung dieser Schönheiten verlustig gegangen.
Besonders zu erwähnen ist Bacon's Zurückgehen auf Aristo¬
teles und seine kritische Stellung zu Pythagoras2), wo er auf die
Natur des Tones und des Lautes der menschlichen Stimme zu
sprechen kommt. Er weist die Strahlentheorie3) zurück und stellt
fest: Omnis sonus vel est ex collisione duri cum duro, vel ex motione
spirituum ad vocalem arteriam. Seine nicht angeführte Quelle ist
wohl Aristoteles4) oder die frühesten Aristoteliker des Mittelalters,
wie Boethius5 *^ und, näher an Bacon’s Zeit angrenzend, Bernardus
Sylvester«). Die lateinischen Grammatiker7) folgen meist den
Stoikern, und auch Vincent de Beauvais erwähnt sie nicht8).
IV.
Es erübrigt noch über Bacon’s Philologische Bemerkungen im
Compendium Studii zu sprechen, in dessen 6. Capitel er zu den
1) B. als Vorläufer von Lowth und Herder.
2) Dies erinnert an Alpharabius, vgl. Steinschneider 1. c. 80.
3) Welche B. in seiner Optik ausführlich entwickelte; B.’s Schrift De Eadiis
wurde separat an den Papst geschickt, ist sie im Vatican aufzufinden? Hat der
Vatican die Originale der drei Werke vom Jahre 1267?
4) Vgl. De anima 2, 8, P. 87, 90; Hist. Anim. 4, 9.
5) In Libr. de Interpret, ed. 1570 fol. 290. 6) Megacosm. 67.
7) Vgl. Probus bei Keil, Gramm. Lat. 4, 47; Dositheus ibid. 7, 381;
Diomedes ibid. 1, 420; Audax ibid. 7, 323; Victorinus ibid. 6, 4; Donatus
ibid. 4, 367; Pompeii Comm. ibid. 5, 95; Sergii Expl. 4, 486; Priscian 2, 5;
God. Bernensis ibid. 6, XXV; XXXII; CLXXXI; Cassiodor ibid. 7, 215;
Pragm. Bob. 7, 538; Isidor, Etym. 1, XIV.
8) Spec. Doctr. 3, 2. B. lässt sich nirgends (Op. Maj. 2, 56, 72, 418 f., 456)
ein in den Streit über die Substantialität des Lautes, welcher von den Griechen
bis ins Mittelalter hinein die Forscher beschäftigte, vgl. Lersch, Sprachphil. 3,
119ff.; und Barach, Zur Gesch. des Nominalismus vor Eoscellin 1866, 23. —
Noch am nächsten dem Substanzbegriff kommt Op. Maj. 2, 57 (habet magis de
natura objecti.