Volltext: Roger Bacon‘s Stellung in der Geschichte der Philologie (19)

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Ewald Flügel. 
significandum et quomodo significant per impositionem et per alias 
vias; dies führte ihn zur Frage nach dem Ursprünge der Sprache. 
Bacon geht hei seiner Untersuchung über die impositiones vocum 
ad significandum aus von der Augustin’schen Scheidung der signa* 1), 
nach welcher signa 1) quædam sunt naturalia, 2) quædam data ab 
anima, die letzteren scheidet er in a) solche, welche von der Seele 
naturaliter gegeben werden (wie die Seufzer der Kranken2)), und 
b) solche, welche ad placitum (— d-éosi) gegeben werden (ut circulus 
vini et panis fenestri [der mittelalterlichen Weinstube!] et omnes voces 
linguarum). Der leitende Geist für Bacon’s Satz, dass die Bedeu¬ 
tungen den Worten nicht naturaliter zukämen, war Avicenna3), der 
ihn über Augustin hinausgeführt hatte. Bacon führt seine allzu 
kurze Inhaltsangabe des uns verlorenen Abschnittes weiter4) und 
sagt, er habe daselbst betrachtet, wie das Wort gegeben werde univoce 
oder æquivoce oder analogice u. s. w. Aeußerungen, die wohl auf 
arabische Quellen5) zurückgehen, wie hei Albertus Magnus6), und 
welche leider zu unvollständig sind, um uns ein deutliches Bild seiner 
Anschauungen zu geben. Er habe mit seinen Untersuchungen a. a. 0. 
unaquæque dictio significet apud gentem illam cuius est lingua [2] et in Scientiam 
observandi régulas illarum dictionum; ibid. c. 21: scientia linguae i. e. de imposi- 
tione nominum rebus. Alpharabius hatte diese Fragen berührt, aber nicht 
ausgeführt nach Vincentius. 
1) De Doctr. Christ. Lift 2, c. Iff. Vgl. die notae bei Boethius, De 
Interpret. 200, 297, ed. 1570. B. erwähnt des Aristoteles Xôyoç Grj/xctvuxôç, 
De Interpret, c. 4, nicht. — B. bezieht sich auf diese Gedanken Op. Min. 322. 
2) Die vox confusa der latein. Grammatiker, vgl. Pro bus, Inst, bei Keil 
4, 47 ; B. vermeidet die Unterscheidung der Grammatiker zwischen confusa und 
articulata; hat keinen Bezug auf Priscian’s illiterata vox, Instit. 2, 5; Codex 
Bern, bei Keil 6, XXV. 
3) Op. Tert. 101; vgl. auch Joh. v. Salisbury’s Polemik Metalog. I c. 8. 
4) Vgl. Prantl, Gesch. der Logik 3, 124: Gelegentlich deutet B. an, dass 
er sich um die Fragen, welche den modus significandi betreffen, interessire, und 
wir müssten ihn sonach für einen Vorläufer des Duns Scotus halten, wenn 
nicht seine Angaben über die in der objectiven Natur liegenden und die von der 
subjectiven Seele ausgehenden »Zeichen« allzu kärglich wären, um aus ihnen seinen 
Standpunkt sicher zu erkennen. 
5) Vgl. Prantl 2, S. 305, 363 über die Begriffe der Synonyme u. s. w. 
6) Vgl. Alb. Magnus ibid. 3, S. 103. Um diesen sehr wichtigen Zusammen¬ 
hang klarer zu sehen, müsste man freilich Alpharabius Opera 1638 benutzen, 
welche auch Prantl (1. c. 2, S. 302; und selbst Steinschneider (Al Farabi S. 83) 
nicht benutzen konnten. Ich hoffe bald daraufbezügliche Nachträge liefern zu können.
	        
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