Volltext: Roger Bacon‘s Stellung in der Geschichte der Philologie (19)

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Roger Bacon’s Stellung in der Geschichte der Philologie. 
et metro et rhythmo, nihilominus tarnen hoc facit pueriliter et per 
viam. narrationis, non per causas nec per rationes. 
Bacon fügt unmittelbar darauf eine Bemerkung bei, deren Be¬ 
deutung für die Erkenntniss seiner grammatischen Lehren sehr groß 
ist: Wenn derjenige Theil der Grammatik, der über die Stimme (die 
Laute) und ihre Eigenschaften in Prosa, Metrum und Rhythmus 
handeln, dies descriptiv thun, ohne auf die (letzten) Gründe einzu¬ 
gehen, so gehöre das Letztere (d. h. die wissenschaftliche Darlegung 
derselben) zu dem Gebiete einer anderen Wissenschaft, nämlich der 
Musik1). Die Aufgabe der Musik sei es, die Natur des Lautes er¬ 
schöpfend darzulegen2) ; der Musik, deren Theile und Unterabtheilungen 
mannigfaltige seien: 1. prosaica; 2. metrica; 3. rhythmica; 4. melica3 4). 
Die erstere lehre die Ursachen der Stimmerhöhung in Prosa, je 
nach den Unterschieden der Accente1), nach den kleineren und 
längeren Satzperioden und dergleichen. Die zweite lehre die Gründe 
und Ursachen der Versfüße und Metren. Die dritte handle über 
Modulation und die feinere Proportion der Rhythmen5), die ja alle 
eine Art Gesang seien, obschon nicht dasselbe wie der gewöhnliche 
Gesang, denn accentus sei gleichsam accantus6), und dass der Accent 
zur Musik gehöre, lehren alle Autoren über Musik von Cassiodor 
und Censorinus bis auf Alpharabius. So gehöre die Grammatik 
nach ihren letzten Gründen zur Musik, ebenso wie die Logik. Und 
1) Vgl. Op. Tert. 231: Ergo grammaticus qui per viam narrationis laborat.. 
non dabit causas . . . Ergo grammaticus se habet ad musicum, sicut carpentator 
ad geometricum. Et ideo grammaticus est mechanicus in hac parte, et musicus 
est artifex principalis etc. 
2) Das Op. Maj. berührt die Musik nur beiläufig: 1, 236 ff. (Wiederholung der 
obigen Gedanken), viel ausführlicher im Op. Tert. 3, 229 ff. 
3) Vgl. Op. Maj. 1, 237; Op. Tert. 230. 
4) Vgl. Op. Tert. 234, 235, 255 ff. 
5) B. verdankt seine letzte Kenntniss des Wesens des Rhythmus dem 
ugustin; Op. Tert. 265: Nunquam potui scire quid est rhythmus . . . nisi per 
fibrös illos (Augustin, De Musica], 
6) Vgl. Op. Tert. 243 und nochmals Op. Maj. 1, 237. Die daselbst citirten 
u oien sind Censorinus Martianus [Capelia], Isidorus, Cassiodorus, 
ugustin u s. B. fügt daselbst zu der Musica circa audibile, die circa visibile, 
1 if611 r^anz' Vgl. Cassiodor, De artibus ac disciplinis, c. 5, De Musica, 
^>se bst die Stellen aus Augustin und Censorinus citirt werden (ed. Migne 
o . ‘ 77 *8^' ^le Vutorenliste im Op. Tert. 231 ff., woselbst Alpharabius, De 
cientiis, und De Ortu Scientiarum hinzugefügt sind. 
Wnndt, Philos. Studien. XIX. 
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