Die Sprachwissenschaft!. Definition d. Begriffe »Satz« u. »Syntax«. 99
entweder 1. triebmäßiges Wollen zufolge des einzigen Motivs, oder 2.
willkürliches Wollen zufolge eines siegenden Motivs, beide Male in
der positiven Richtung, das in der Frage erwähnte Thun zu wollen.
Es wird also hier das in der Meinung des Fragenden enthaltene
Gefühl des Zweifels, welches der Angeredete bei seiner Ermittlung
dieser Meinung ebenfalls actualisiren musste, entweder gar nicht klar
und deutlich (apperceptiv), indem bei dem Angeredeten der Zweifel,
was er zu thun habe, »gar nicht aufkommen kann«, oder es wird der
Zweifel sofort oder nach längerem Kampf der Motive unterdrückt
und willkürlich positiv entschieden. Es fragt sich nun, was von diesem
psychischen Thatbestand die Antwort ja, die der Angesprochene jetzt
geben kann, ausdrücke. Unmittelbar ergibt sich dies aus der bis¬
herigen Darstellung nicht, sondern es muss die Analyse der innern
Willenshandlung herangezogen werden, um zu dem gewünschten
Resultate zu gelangen. Vollziehe ich diese Analyse im Sinne der
Wundt’sehen Darstellung der innern Willenshandlungen (z. B. Grün
riss der Psych.4 S. 219ff.), d. h. achte ich auf den Gefühls- und V
stellungsverlauf, in dem eine solche Handlung besteht, so finde i
bezüglich der Willkürhandlung ohne Schwierigkeit, dass »das Gefü
der positiven Entscheidung oder Entschließung in Beziehung auf das
in der Frage erwähnte zu Thuende« der psychische Thatbestand ist,
an den sich associativ die Lautungsvorstellung ja anschließt; bezüglich
der Triebhandlung, wo das Gefühl der Entscheidung oder Entschließung
fehlt, finde ich statt dessen »das Gefühl der positiven Bestimmtheit
in Beziehung auf das in der Frage erwähnte zu Thuende« vor; in
beiden Fällen ist mir das Gefühl ebenso klar und deutlich, wie die
Vorstellung des zu Thuenden, und ebenso die Beziehung des Gefühls
auf die Vorstellung; ich glaube somit als Bedeutung des ja jedesmal
die apperceptive Beziehung eines Gefühls auf eine Vorstellung angeben
zu dürfen. Dies ist aber eine entschieden syntaktische Bedeutung,
und ich habe den Eindruck, als würde auch Wundt, der ja bisher
nicht als Satz, sondern nur als Satzäquivalent gelten lässt, sich dieser
Deutung anschließen können, denn der psychologische Unterschied,
den er mit Recht zwischen der Bedeutung von ja und der von ich
will es thun constatirt (Völkerpsych. II, S. 242), wird davon nicht
berührt: ich nehme nur auch für den psychischen 'Thatbestand
(Wundt’s »Gesammtvorstellung«), welcher die Bedeutung von ja aus-
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