Volltext: Die sprachwissenschaftliche Definition der Begriffe “Satz“ und “Syntax“ (19)

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Ottmar Dittrich. 
gliedrigkeit des Ausdrucks, also Aeußerung xerr’ et, dort Zwei- oder 
Mehrgliedrigkeit des Ausdrucks, also Satz. Aber diese Scheidung 
liefert, so praktisch sie an sich wäre, mit ihrer zu geringen Rücksicht¬ 
nahme auf die Bedeutungsseite der sprachlichen Erscheinungen, d. h. 
gerade diejenige Seite dieser Erscheinungen, welche wir als für das 
syntaktische Problem vorzüglich wichtig zu erkennen Gelegenheit 
haben werden, doch keine auch sprachpsychologisch befriedigende 
Lösung dieses Problems, und ist denn auch von Wundt nur sehr 
cum grano salis angenommen worden. 
Wie man sieht, dreht sich also die Meinungsverschiedenheit wieder¬ 
um hauptsächlich um die »eingliedrigen«, insbesondere auch um die 
»einwortigen« Sätze, und ich will daher auch diese, vor allem die 
»einwortigen«, in den Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung 
stellen; die übrigen, damit im Zusammenhang stehenden Punkte, als 
da sind die Frage der willkürlichen oder unwillkürlichen Gliederung, 
der logischen oder nichtlogischen Beziehungen der Satzglieder, der 
attributiven und prädicativen Sätze (um nur die bis jetzt zwischen Wundt 
und Delbrück zur Sprache gekommenen syntaktischen Fragen kurz 
zu berühren), werden dabei wenigstens gestreift werden können, so 
dass sich am Schlüsse wohl ein ziemlich vollständiges Bild des hier 
Einschlägigen ergeben dürfte. Ich gehe gleich in médias res. 
I. Die Bedeutungssyntax. 
Syntax ist hier im Sinne eines nomen actionis zu verstehen, also 
gleichbedeutend etwa mit Syntaxirung zu einem Verbum syntaxiren. 
Die Thätigkeit, welche dieses Verbum ausdrücken soll, ist von seiten 
des Sprechenden die Conception der Bedeutung, welche das von ihm 
hervorgebrachte Lautgebilde, die Lautung, zu einem sprachlichen Satze 
macht, von seiten des Hörenden die Conception dessen, was er für 
die Bedeutung dieser Lautung hält. Man könnte also meinen, es 
sei der Satzcharakter eines sprachlichen Gebildes stets nur vom 
Sprechenden aus zu bestimmen; dem ist jedoch nicht immer so, und 
auch sonst befinden sich der Sprechende und der Hörende unter so 
I wesentlich verschiedenen psychologischen Bedingungen, dass eine 
Scheidung der bedeutungssyntaktischen Probleme nach der Bedeutungs¬ 
syntax des Sprechenden bezw. des Hörenden dringend geboten erscheint.
	        
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