Volltext: Die sprachwissenschaftliche Definition der Begriffe “Satz“ und “Syntax“ (19)

Die Sprachwissenschaft. Definition d. Begriffe »Satz« u. »Syntax«. 109 
noch darum, auch unter diesen noch die engere Wahl bezüglich der 
Einfachheit der Bedingungen zu treffen. Gehen wir zu diesem Zwecke 
die S. 97, Z. 4 ff. angeführten und weiterhin ausführlicher besprochenen 
Typen durch, so zeigt sich sofort, dass weder die dort gegebenen 
Kategorien »Antwort, Frage etc.« noch auch die Kategorien »active 
bezw. passive Apperception« an und für sich geeignet sind, um mit 
ihnen die fragliche Minimalwirkung von S auf H zu charakterisiren. 
Denn die Unterschiede zwischen Antwort, Frage etc. sowie zwischen 
activer bezw. passiver Apperception sind nicht quantitativer, sondern 
nur qualitativer Natur, wenigstens in der Richtung, auf die es uns 
hier ankommt: die stets »einwortige«, nur dem Sinne »Antwort, 
Frage etc.« nach verschiedene Antwort etc. wird stets zum Motiv 
irgend einer, sei es activen oder passiven Apperception. Ein brauch¬ 
bares Kriterium für die gesuchte Minimalabhängigkeit gewinnen wir 
dagegen, wenn wir ja, nein, Karl etc. auf die Zahl der semanto- 
phonetischen Kategorien hin untersuchen, die als mit ihrer jeweiligen 
Hervorbringung coincidirend gedacht werden dürfen. Unter semanto- 
phonetischen Kategorien verstehe ich im Gegensatz zu phonetischen 
(wie Modulation1), Sprechtaktgruppe, Sprechtakt, Silbe, Laut) und 
zu semantischen Kategorien (wie Gegenstand, Eigenschaft, Zustand, 
Beziehung) diejenigen Kategorien, welche sich aus der Beziehung der 
Lautung als Ganzes oder gewisser Lautungstheile zur Gesammt- 
bedeutung oder partiellen Bedeutung eines sprachlichen Gebildes ab¬ 
leiten lassen, und es kommen von solchen für den vorliegenden Fall 
folgende in Betracht: Rede, Satz, Modulation1), Wort, Stamm (oder 
Grundtheil), Beziehungstheil (Suffix, Affix, Präfix, Infix) bezw. wie ich 
für »Stamm« und »Beziehungstheil« (Wundt’s »Grundelemente« und 
Beziehungselemente«) vorschlagen möchte, »Radical« und »Cor- 
radical«. Auf concrete Beispiele angewandt: 1. Frage Karls? als Er¬ 
widerung auf das ist Karls Hut: Coincidenz sämmtlicher Kategorien : 
Karls? mit Rede und vermöge der Modulation Fragesatz, Karls mit 
Wort, Karl mit Radical, s mit Corradical, deren beziehungsweise 
1) Unter Modulation verstehe ich diejenigen Modificationen in melodischer 
Anordnung, in Stärke und Tempo sowie Pausierung, in der Klangfarbe durch 
Linfluss einer dem Dachen und Weinen u. s. w. angenäherten Mimik, welchen die 
in die Lautung eingehenden Laute ausgesetzt sein können, ohne dass dadurch ihr 
sonstiger phonetisch-kategorialer Charakter vernichtet würde, trotz denen also 
z- B- das m, a in mama ein m, a bleibt.
	        
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